Der Löwen Au ist ein traditionsreiches Gasthaus mit angeschlossener Brennerei. Vor zwei Jahren hatte der Bregenzerwälder Haubenkoch Gernot Bischofberger es übernommen und als Ziel für Gourmets etabliert. Skifahrer*innen und Jasser*innen fühlen sich in den ebenso gemütlichen wie eleganten Räumlichkeiten auch wohl. „Das Haus soll leben, jeder ist willkommen“, sagt Bischofberger. Das Tagesangebot an diesem nasskalten Mittwoch verrät einiges über das Gasthaus und Bischofbergers Philosophie: Auf der Tafel am Eingang stehen Beuschel und Austern. So eine Kombination gibt es vermutlich nicht häufig. Im wunderschönen, weitläufigen Haus wird sie mit größter Selbstverständlichkeit angeboten. Auf der Standardkarte ist Gutbürgerliches von Käsknöpfle über Wurstsalat bis Tafelspitz zu finden. Sehr beliebt ist der Kaiserschmarren – siehe Rezept. Hinzu kommen ständig wechselnde Empfehlungen des Chefs für Feinschmecker*innen. Beispielsweise Foie gras, also Gänse- oder Entenstopfleber: „Davon verarbeite ich derzeit pro Woche zwei Kilogramm. Das Gericht läuft richtig gut.“

Für Jasser und feine Gaumen
Für Jasser und feine Gaumen
Jasser sind auch Jasserinnen und spielen ein Kartenspiel namens Jassen – etwa regelmäßig jede Woche im Gasthaus Löwen in Au. Das Traditionshaus hat unter seinem Chef Gernot Bischofberger aber auch eine besondere kulinarische Note bekommen.
Gernot Bischofbergers Küchenmaxime ist schlicht, aber anspruchsvoll: „Qualität, Qualität, Qualität.“ Damit hat er sich einen guten Ruf erarbeitet. Seine Stationen seit seiner Kochlehre im Hotel Post Bezau: renommierte Häuser wie das Grandhotel in Davos, Thurnher’s Alpenhof in Zürs am Arlberg und das Falstaff im Casino Bregenz. Immer wieder sind Gäste zu Besuch, die ihn von früher kennen. „So fahren auch die Ländler in den Wald“, sagt er lächelnd. „Ländler“ meint Personen aus dem Rheintal. In den holzgetäfelten Stuben sitzen auch Gäste, die gerade von der Skipiste kommen und das Angebot der durchgängig warmen Küche sehr schätzen. Jeden Freitag trifft sich eine Gruppe zum Jassen, gut besetzt ist auch der Stammtisch. Ein bemerkenswerter Gästemix, wie man ihn nicht überall findet. Das ist ganz nach dem Geschmack von Gernot Bischofberger: „Wir sind immer noch ein Gasthaus. Hier soll es nicht steril oder steif zugehen, hier soll man lachen dürfen. Der Löwen ist für alle da.“
Die Küche überzeugt die feinsten Gaumen – sofort gab es für den Löwen zwei Gault-Millau-Hauben. Die Juror*innen schwärmen von einem gelungenen „Spagat zwischen regional- alpin bis hin zu internationalluxuriös“ in einem „Gasthaus-Juwel“. Das über 120 Jahre alte Haus liegt nicht nur mitten im Ort, es ist auch seit jeher von zentraler Bedeutung. Das denkmalgeschützte Gebäude war bis in die 1960er-Jahre Gasthaus und Pension, der Löwensaal im ersten Stock diente als Schule. Abends fanden Bälle und kleine Konzerte statt. 1965 wurde der Löwen geschlossen. Genau fünfzig Jahre später sperrte er nach einer aufwändigen Restaurierung wieder auf. Bischofberger orientiert sich an der französischen Küche, etwa bei der Komposition seiner Saucen. Zu einem besonders feinen Geschmack trägt hierbei die richtige Spirituose bei. Dafür ist die Bergbrennerei unter demselben Dach ideal – „ein Schlaraffenland für einen Koch“, wie er sagt. Regionalität spielt eine große Rolle. Das gilt für zahlreiche Zutaten, für einheimische Mitarbeiter*innen und für Bischofberger selbst: Er kam im Nachbardorf Bizau zur Welt und wohnt heute in Schoppernau, zehn Gehminuten vom Löwen entfernt.
Autor: Thorsten Bayer
Ausgabe: Reisemagazin Bregenzerwald – Winter 2023-24
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