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1.5. - 31.10.2024

Isabella Deuring © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Wie man den Wald und seine Tiere schützt

Wie man den Wald und seine Tiere schützt

Die Familie Deuring führt in dritter Generation ein Jagd- und Outdoorgeschäft in Bezau. Nach dem Tod des Gründers übernahmen sein Sohn Albert, mit vielfachen Meistertiteln ausgezeichneter Sportschütze, und seine Frau Angelika, eine Jägerin. Mittlerweile stehen Hubertus und seine Schwester Isabella im Geschäft. Sie, auch eine Jägerin, versteht sich vor allem als Person, die für den Tier- und Naturschutz sorgt.

Die Nacht senkt sich über Bezau. Geschäfte schließen. Nur im Jagd- und Outdoorgeschäft Deuring brennt noch Licht. Im Hinterzimmer trifft sich die gastfreundliche Familie. Trophäen hängen an der Wand. Ferngläser und Jagdmagazine liegen auf dem Tisch. Albert Deuring sitzt am Computer. Sohn Hubertus schraubt ein Zielfernrohr an eine Langwaffe. Tochter Isabella telefoniert mit einer Kundin und achtet darauf, dass der Laden läuft. Die Geschwister führen das Geschäft in die dritte Generation. Der Umgang mit Waffen ist für sie so selbstverständlich wie Fahrradfahren, das Schießen nur ein Bruchteil dessen, was sie auf der Jagd für den Tier- und Naturschutz leisten. Ihnen geht es um das große Ganze, um die Vielfalt und das Gleichgewicht im Wald. Entgegen vielen Meinungen schützen Jäger*innen unsere Natur. An der Wand hängt ein Gemälde von Isabellas Opa. Auch er hieß Albert und war Büchsenmacher. 1955 gründete er in Bregenz ein Waffengeschäft. 1986 wurde er von einem mörderischen Kunden, der auf der Flucht war und Munition wollte, erschossen.

Sohn Albert übernahm. Als Sportschütze erkämpfte er zahlreiche Staatsmeistertitel, gewann Europa- und Weltmeisterschaften und nahm an Olympischen Spielen teil. Früh zog es ihn in den Bregenzerwald, wo er Angelika, die aus Au stammende Mutter seiner Kinder, kennenlernte. Angelika ging schon als Mädchen lieber auf die Jagd als zur Schule. Die Jagdprüfung machte sie, als sie mit Isabella schwanger war. Ihre sechs Kinder nahmen sie überallhin mit. Ein Sonntag in der Familie Deuring begann damit, dass die Kinder auf die Ladefläche des Pick-ups kletterten und sich unter einer Decke versteckten. Kaum auf der Schotterstraße, streckten sie ihre Köpfe heraus. Die Winter verbrachten sie auf der Piste, alle sechs fuhren im Kader des Skiverbandes. Im Sommer schliefen sie in den Stockbetten der Jagdhütte. „Immer in unwegsamem Gelände unterwegs“, erzählt Isabella. „Man steckte uns in eine Materialseilbahn. Einmal blieb sie stecken. Wir wurden mit Leitern und Seilen geborgen.“ Holz hacken, Feuer machen. „Handys gab es keine. Wir beschäftigten uns mit uns selbst und waren glückselig.“ Euphorisch wurde die Stimmung, wenn jemand mit einem erlegten Tier in die Jagdhütte kam. Schießt Isabella heute ein Reh, geht sie zu einer Tanne, bricht den Wipfel ab – „gibt dem Tier den letzten Bissen“ –, erweist ihm dadurch Ehre und Dankbarkeit, steckt sich selbst den Beutebruch auf den Hut und dem Hund an die Halsung. „Wenn jemand mit einem Bruch auf dem Hut kam, wussten wir, dass gefeiert wird und man eine Leber in der Pfanne brät.“ Isabellas erster Rehbock sollte ein Jährling sein. Der Vater hatte ihn schon länger für sie im Visier. Ein Schuss, ein Treffer. Das verlangte sie von sich. „Das Letzte, was ich will, ist, dass ein Tier wegen mir leiden muss, dann lasse ich es besser sein.“ Ein heißer Tag im Juli.

Isabella Deuring © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Brunftzeit. Der Rehbock, den Isabella erlegen sollte, war in seinem Element. In hohem Tempo trieb er das Rehwild im Kreis über eine Wiese. Hexenkessel nennt man dieses Treiben, aus dem heraus die Paarung erfolgt. Im Fadenkreuz verfolgte sie den Bock, wartete auf das Kommando des Vaters, entspannte sich und drückte ab. Ein glatter Herzschuss. Ihre Karriere begann mit gutem Gefühl. „Nicht, weil ich geschossen habe, sondern weil ich helfe, das Gleichgewicht zu erhalten.“ Rotwild lebte einst in Aulandschaften, bis die menschlichen Siedlungen es in den Wald verdrängten. Hier finden die Tiere bei geschlossener Schneedecke kein Gras. Je nach Winter können sie ihre Körpertemperatur absenken, doch raubt ihnen jede Bewegung Energie, im schlimmsten Fall können sie krank werden. An Futterplätzen, die ihnen Jäger*innen wie Isabella einrichten, fühlen sie sich sicher und wohl. Wenn Menschen sie dort unabsichtlich stören, müssen sie flüchten. Ohne Aufwärmphase, das kann zu einem Kälteschock oder zum Erschöpfungstod führen. „Wer eine Tour geht, soll sich auf www. respektiere-deinegrenzen. at informieren, wo Wildruhezonen sind“, erklärt Isabella. „Und einen Bogen machen, sobald das Schild ,Stopp: Rotwildfütterung‘ auftaucht. Per Gesetz muss man dreihundert Meter Abstand halten.“ Ohne Fütterungen verursachen sie Wildschäden, naschen an den Trieben junger Bäume des Schutzwaldes, der vor Steinschlag, Lawinen und Erdrutsch schützen soll. Das wiederum gefährdet Menschen. Um den Wildverbiss gering zu halten, werden dann die Abschusszahlen erhöht. Die Jäger*innen hegen, pflegen und füttern das Wild, außerdem erfüllen sie die gesetzlich geregelten Abschusszahlen. Im Revier der Deurings sind das etwa siebzig Tiere. Sobald der Schnee schmilzt und die Schonzeit im April vorbei ist, zieht Isabella los. Ein Paar Bergschuhe, damit sie im steilen Gelände Halt hat, wenn sie eine Gams holen muss, ein Bergstecken, um sich abzustützen, Fernglas, Entfernungsmesser, Gewehr, Bergehilfe und ein Messer, um das Tier „aufzubrechen“.

Isabella Deuring © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Querfeldein stapft sie zum Schreiberesattel durch Hellbocks und Gesers Tobel. Ein riesiges Pachtrevier, um das sich die Familie kümmert. Fast täglich kommt Isabella her, um zu beobachten. Ein Tier erlegt sie nur, wenn sie genug Zeit und keinen Termin hat. Viel Unvorhergesehenes kann passieren. Axel, der Bayerische Gebirgsschweißhund, geht stets an ihrer Seite. Er legt sich neben sie und späht in die Richtung, in die sie zielt. Sobald der Schuss fällt, winselt er und springt auf Kommando davon. Wie wichtig er ist, erfuhr Isabella, als sie ohne ihn auf die Pirsch musste, weil er operiert wurde. „Fünfmal ging ich am erlegten Tier vorbei, bis ich es endlich im Gebüsch fand. Jagd ohne Hund ist Schund.“ Er übernimmt wichtige Arbeiten vor und nach dem Schuss. Isabella Deuring versteht nicht, warum wir die beste Nahrungsquelle vor unseren Nasen nicht besser nützen. „Warum wird im Sutterlüty kein Hirsch- oder Rehburger angeboten?“ Dafür will sie kämpfen. Wildbret ist chemiefrei, biologisch, nachhaltig und ethisch vertretbar. Eine natürliche Ressource, herkömmlichem Fleisch in vielen Punkten überlegen. Isabella will Kochkurse anbieten. Mit zwei ihrer vier Brüder hat sie die Firma Waffenwald gegründet, eine Onlineplattform, bei der man nicht nur Waffen und Bekleidung kaufen kann, sondern deren Ziel es ist, das Gesamtbild der Jägerei nach außen hin besser verständlich zu machen und den Tierund Naturschutz zu fördern.

Autorin: Irmgard Kramer
Ausgabe: Reisemagazin Bregenzerwald – Winter 2023-24

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