Ein Duft von frischem Apfelkuchen liegt in der Luft. Leni, die kleine Tochter der Gastgeber Evi und Jürgen Haller, spielt im hinteren Teil des Raumes, wo aus einem kreisrunden Fenster in der Decke Tageslicht hereinströmt. Der großzügige Gast- und Empfangsraum liegt zur Hälfte unter Straßenniveau, deckt sich gleichsam mit dem ansteigenden Hügel zu und öffnet sich vorne zu einem lichten Platz. Umrahmt von zwei Apartmenthäusern, geschützt und doch einladend offen.
Ein Haus birgt Apartments mit innenliegenden Balkonen oder Terrassen, das andere dient im Untergeschoß als Architekturbüro, hat eine Gaststube im Erdgeschoß und Apartments in den Obergeschoßen. Dort sitzen wir an diesem regnerischen Vormittag.
Es begann mit einem alten Haus in Bildstein
„Als man mir vor 15 Jahren das alte Mesmerhaus in Bildstein überschrieben hat, habe ich wohl auch die Gastlichkeit mitgeerbt“, erzählt Evi Haller. „Meine Großtante Maria war die letzte Bewohnerin des seit vielen Generationen in Familienbesitz stehenden Gebäudes. Sie hat als eine der Ersten im Ort Fremdenzimmer – so hieß das damals noch – vermietet, mit den Gästen gelebt, sie auf Ausflüge in die nähere Umgebung mitgenommen und ist abends mit ihnen auf einer Bank vor dem Haus gesessen, das Tal unter ihnen vor Augen. Besucher*innen waren immer willkommen und bekamen gern einen Selbstgebrannten serviert. Die Gäste sind Freunde geworden. Wie sehr Maria geschätzt wurde, sehen wir an den Eintragungen in ihrem alten Gästebuch. Diese Notizen ähneln jenen, die wir heute in unserem finden, was uns ungeheuer stolz macht.“ Was tun mit dem geerbten großen Haus in Bildstein? Evi Haller, damals hieß sie noch Böhler, wollte es erhalten, also sanieren. Kein leichtes Unterfangen, stand das Gebäude doch unter Denkmalschutz. Während der Planungen lernte sie den Baumeister Jürgen Haller kennen. Er sollte ihr künftiger Ehemann werden, was auch für seine Planung spricht. Er brachte die richtigen Entwürfe für die Sanierung ein und hatte die zündende Idee für die Nutzung. „Schnell war klar, dass Evi und ich nach Mellau ziehen würden, also warum im Haus in Bildstein nicht das machen, was zahllose Bregenzerwälder Vorfahren auch gemacht haben: Ferienwohnungen vermieten. Seine außergewöhnliche Architektur und exponierte Lage machten es möglich, daraus ein einzigartiges touristisches Angebot zu schaffen.“ Heute ist das Baujuwel neben der Bildsteiner Basilika ein beliebtes Urlaubsdomizil und bietet Evi und Jürgen Haller einen Fundus an Erfahrungen. „Ohne das Mesmerhaus gäbe es den Tempel 74 nicht“, sind beide überzeugt.