Hier also beginnt das Dorf. Anders als bei anderen Dörfern sieht man das in Sibratsgfäll nicht nur am Ortsschild. Hier spürt man es auch: Das Auto macht einen kurzen Rumpler. Was sich anfühlt wie der Beginn einer verkehrsberuhigten Zone, ist eine der vielen Abrisskanten in Sibratsgfäll. Das sind Stellen, an denen zwei Erdschollen aufeinandertreffen und sich unterschiedlich schnell talwärts bewegen. Das Dorf im hintersten (oder je nach Sichtweise im vordersten) Vorderbregenzerwald bewegt sich übers Jahr nicht überall gleich schnell talwärts, aber es bewegt sich: 3 Zentimeter das Feuerwehrhaus, 1 Zentimeter die Kirche, 2 Zentimeter das Gemeindeamt. An manchen Stellen abseits des Siedlungsgebiets bewegt sich die Erde bis zu 40 Zentimeter im Jahr. „Das war schon immer so“, sagt Konrad Stadelmann, Obmann des Vereins „Bewegte Natur Sibratsgfäll“. „Aber erst seit den Messungen 1999 wissen wir das auch.“ Gegründet wurde der Verein 2013. Fünfzehn Jahre nach jenem verheerenden Regen, der die Parzelle Rindberg für etwa 150 Tage in Bewegung setzte.
Das Rutschgebiet umfasste eine Größe von etwa 250 Fußballfeldern mit einer Gleitschicht von bis zu 70 Metern Tiefe. Die Erde bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von über einem Meter pro Tag. Oder anders gesagt: eine Masse von 80 Millionen Kubikmetern riss 6 Kilometer Straße, 60 Hektar Wald, 100 Hektar Wiesen und 18 Gebäude mit sich. „Alles in allem Dimensionen, die man aus den Zahlen allein nicht begreifen kann“, meint Konrad Stadelmann. Daher hat die Gemeinde Sibratsgfäll mit dem Gestaltungsbüro Super BfG und dem Architektenduo Innauer/Matt das Konzept der „Georunde Rindberg“ entwickelt.