Anne Marie Bär sammelt Farben in Gläsern. Zumindest könnte man das meinen. Doch es sind verschiedene Heilkräuter in den Gläsern – in Öl, Essig oder Alkohol eingelegt. Sie dienen der inneren oder äußeren Anwendung zu Heilzwecken, zum Verzehr und zum Genuss. Die Schönheit der roten, goldenen, gelben oder honigfarbenen Flüssigkeiten in den Gläsern auf „der Läde“ des Schopfes ihres alten Bregenzerwälder-Hauses ist „nur“ ein Nebeneffekt. Aber deshalb nicht minder bedeutsam. „Die Farben haben ihre eigene Wirkung, neben all den wertvollen, heilsamen Inhaltsstoffen“, erklärt Anne Marie Bär. „Davon ist auch meine Mutter überzeugt, von der ich die Liebe zu den Pflanzen, zur Natur und ihrer Heilkraft übernommen habe.“
Anne Marie Bär hat ihr Wissen unter anderem auf der Heilpflanzenschule in Freiburg vertieft. Als vor zehn Jahren das Naturerlebnis Holdamoos oberhalb von Au-Schoppernau geschaffen wurde, fand sein Schöpfer Adolf Natter in Anne Marie Bär die richtige Partnerin. Gemeinsam mit dem Projektleiter Klaus Pfeifer hat sie einen Kräutergarten mit rund 250 Heil- und Gewürzpflanzen neben einer 400 Jahre alten Vorsäßhütte angelegt.
Das Interesse an Führungen durch den Garten der Heilpflanzen ist groß. „Als ob die Menschen mit einer gewissen Sehnsucht nach Ursprünglichem, nach dem Natürlichen suchen“, sagt Anne Marie Bär. „Es fasziniert mich immer wieder, wie vor allem auch Kinder mit all ihren Sinnen auf das Naturerlebnis im Kräutergarten reagieren.“ Für sie selbst ist er Labor, Apotheke und Speisekammer in einem. „Erkältungen und andere kleine Wehwehchen wurden bei uns immer schon mit Heilpflanzen behandelt. Auch heute noch lebt die ganze Familie mit und von diesem Garten. Morgens gibt es die Teemischung frisch aus dem Garten, je nach körperlichem und allgemeinem Wohlbefinden. Mittags folgen je nach Lust und Angebot, Suppe, Salat, Gemüse und Getränke mit Wildkräutern, Gewürzkräutern und Blüten. Meist sucht man sich das aus, was einem gerade besonders gut tut.“