Richtig in Fahrt kam das Rodeln in den Alpen mit den Engländern. Zum Bregenzerwälder Kulturgut wurde die Rodel als neues Produkt von in ihrer Existenz bedrohten Wagnern. Diese Geschichte erzählt von den Gebrüdern Johler und ihrem erfolgreichen Versuch, eine alte Tradition am Leben zu erhalten.
Rodeln ist in. Ganz besonders im Bregenzerwald. Hier gibt es gepflegte Naturrodelbahnen in fast jeder Gemeinde, etwa in Alberschwende, Sulzberg, Bezau, Bizau, Au, Mellau oder Warth. Sie liegen alle in der Nähe von Skiliften, Gasthäuser sorgen für das leibliche Wohlergehen, und manche Rodelbahnen sind am Abend beleuchtet. Wir, die Gebrüder Johler, kennen sie aus guten Grund alle: Seit über hundert Jahren werden in unserer Wagnerei Rodel produziert (eigentlich „gmacht“, wie es im Dialekt richtig heißt, und übrigens ist die Rodel da männlich). Rodeln zu gehen ist für uns daher zuallererst eine Frage der Qualitätskontrolle. Aber ebenso wichtig ist uns wie allen anderen begeisterten Rodlern die Naturwahrnehmung, das Körpergefühl und das Gemeinschaftserlebnis. Diesmal haben wir uns für Bezau entschieden. Die dortige Naturrodelbahn ist durch die Bergbahnen Bezau schnell und bequem zu erreichen. Sie geht über gut drei Kilometer und überwindet von Baumgarten bis zum Sonderdach 440 Meter Höhendifferenz. Der Ausblick ist großartig, reicht bei gutem Winterwetter in den ganzen Bodenseeraum und macht Mut beim Start. Und den braucht es. Wir haben uns bei der Abfahrt in zwei Gruppen aufgeteilt: wegen der Kinder in eine familiäre und wegen der Erwachsenen in eine sportliche. Schnell muss es gehen und soll vor allem Spaß machen. Gebremst wird mit den Füßen, darum ist ein gutes Schuhwerk Plicht; gelenkt wird mit den Händen und der Leine, deshalb empfehlen wir warme Winterkleidung; gefahren wird auf Sicht, daher ist eine gegenseitige Rücksichtnahme auf der Bahn obligatorisch. Aber natürlich ist für die gelungene Fahrt der Rodel von besonders großer Bedeutung. Rodel können bei Bergbahnen und Gasthäusern ausgeliehen werden, aber es lohnt sich doch, eine eigene zu kaufen. Bei uns in der Werkstatt stehen Menschen mit Rodeln, die sie etwa in den 1960er Jahren erworben haben und die wir nun reparieren sollen. Dabei wird meist viel von früher erzählt. Und damit beginnt auch unsere Geschichte des Wälder-Rodel(n)s.