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1.5. - 31.10.2024

Einsatz bei Sonnenaufgang
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Einsatz bei Sonnenaufgang

Einsatz bei Sonnenaufgang

Die großen Wintersportregionen im Bregenzerwald sorgen für sportliche Erlebnisse, Freude auf der Piste oder abseits. Für die Sicherheit aus der Luft sorgen fünf Männer in einem Hubschrauber am Himmel.

Funken, Einweisen und Navigieren, Seiltechnik und genaue Kenntnis der Berge, Notfallhilfe und Psychologie: All das gehört zum Aufgabenbereich einer Flugrettung. Jeweils drei Personen bilden die Besatzung eines Rettungshubschraubers. Sie ist in den Wintersportregionen des Bregenzerwaldes im Fall der Fälle zur Stelle.

Fünf Männer am großen Stammtisch in der Stube des Wirtshauses Jöslar in Andelsbuch. In ihrem Fall ein seltenes Ereignis. Denn bei ihrer Tätigkeit treffen Andreas Albrecht aus Andelsbuch, Dieter Bischof aus Damüls, Dietmar Flatz aus Andelsbuch, Daniel Spiegel aus Schoppernau und Artur Köb aus Au nie aufeinander. Das liegt nicht daran, dass ihre Dörfer zu weit auseinanderliegen. Der Grund ist ihre Aufgabe: Die fünf gehören zu den insgesamt zwölf Personen der Vorarlberger Flugrettung. „Die Besatzung eines Hubschraubers besteht aus nur drei Personen: Pilot*in, Arzt oder Ärztin und Flugretter*in“, erklärt Artur Köb, bis 2023 Leiter der Flugrettung. „Daher sind wir nur zusammen, wenn es Schulungen gibt …“ „… oder einen Anpfiff!“, schiebt Dietmar hinterher, und alle lachen. Pilot*innen sind wie die Notärztinnen und Notärzte im Hubschrauber mit ihrem jeweiligen Fach Spezialist*innen. Die Flugretter*innen hingegen tragen als Allrounder Verantwortung für einen gewaltigen Aufgabenbereich: „Wir müssen einweisen, funken und navigieren, wir beherrschen die Seiltechnik und kennen die Berge, dazu kommen Notfallhilfe und Psychologie“, zählt Köb auf. Alle Flugretter*innen sind in Bergrettung sowie Notfallsanität ausgebildet und verfügen über umfangreiche technische Kenntnisse. Sie brauchen nicht nur Mut und gute Nerven, sondern auch viel psychologisches Gespür, um Menschen, die in Not geraten sind, Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Artur Köb, Besitzer des Campingplatzes in Au im Bregenzerwald, leitete seit dem Jahr 2000 die Abteilung Flugrettung der Vorarlberger Bergrettung und war einer ihrer unermüdlichsten Botschafter. Von allen Anwesenden am längsten dabei, hat er seit 1993 insgesamt rund 4.000 Einsätze absolviert.

Bregenzerwälder Flugretter © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Flugrettung bedeutet Retten in der „höchsten Liga“

Wie kommt man zur Flugrettung? „Der Weg zur Flugrettung führt über die Bergrettung“, erläutert Dietmar Flatz, im Hauptberuf Physiotherapeut in Andelsbuch. „Mit 17 Jahren habe ich angefangen zu klettern und Skitouren zu gehen. Mit 18 kam ich erst zum Rotkreuz-Sanitätsdienst, dann zur Bergrettung. Schon als Bub fand ich die Flugrettung überaus faszinierend!“ Man müsse bereits Erfahrung in der Alpinausbildung bei der Bergrettung mitbringen und langjährig im Notfallsanitätsdienst tätig gewesen sein, um sich für eine Flugrettungsausbildung bewerben zu können, erklärt Dieter Bischof. Er stammt aus Damüls, ist staatlich geprüfter Skilehrer und Skiführer und arbeitet als solcher im Ausbildungsteam der Bergrettung. „Die Zeit für all diese Ausbildungen muss man erst einmal aufbringen. Bis man so weit ist, vergehen fünf bis sieben Jahre“, erinnert sich der jüngste der fünf Männer. Es sei ein wenig wie im Fußball, findet Dietmar Flatz: „Die Flugrettung ist sozusagen die höchste Liga.“ Die Ausbildung selbst sei eher kurz, führt Dieter aus: „Es geht um technische Abläufe wie Einweisung, Funk, Navigation, Bergetechniken mit dem Tau.“ In einem Zeitraum von drei Monaten gibt es neun Tage mit Trainings und Theorie, einen Tag Einzeleinschulung am Hubschrauber und zwei Wochen Flugausbildung für Berge- und Taumanöver. „Auch müssen alle sogenannten Call Outs – das sind kurze standardisierte Phrasen, mit denen sich Flugretter*innen und Pilot*innen verständigen – beherrscht werden“, ergänzt Daniel Spiegel.

Pilot, Notarzt und Flugretter im Einsatz © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Ein Rettungshubschrauber ist in drei Minuten in der Luft

Die Flugrettung Vorarlberg verfügt über zwei Hubschrauber: Der Christophorus 8 ist in Nenzing/Galina stationiert und mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Im Winter und seit 2017 auch im Sommer verfügt die Flugrettung zudem über den Hubschrauber Gallus 1 am Stützpunkt in Zürs: „Wir machen an beiden Orten Dienst.“ Die Rettungshubschrauber müssen innerhalb von drei Minuten in der Luft sein, sagt Artur: „Wir können Verunglückte von jedem Punkt in Vorarlberg aus in 15 Minuten erreichen.“ Rettungsflüge können nur bei entsprechender Sicht durchgeführt werden. Die Dienstzeiten richten sich daher ganzjährig nach Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Im Winter trifft sich das Team – Pilot*in, Ärztin oder Arzt und Flugretter*in – lange vor Dienstbeginn am Stützpunkt. „Anhand einer Checkliste räumen wir die Maschine ein und überprüfen Ausrüstung, Fluggerät und medizinisches Equipment sowie Funkgeräte, Bergetaue und die Haken an der Unterseite des Hubschraubers.“ Dann wird gefrühstückt und der Einsatztag besprochen. Die gemeinsame Mahlzeit habe einen triftigen Grund, sagt Dietmar, denn „an manchen Tagen haben wir bis Dienstende keine Zeit mehr, etwas Vernünftiges zu essen“.

Flugretter Dieter Bischof und Hund Haix © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
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Zum Hochbetrieb kommt es an traumhaften Tagen

Wie oft ist der Rettungshubschrauber normalerweise im Einsatz? „Drei bis vier Einsätze pro Tag sind ein guter Schnitt“, meint Daniel Spiegel, Sanitäter aus Schoppernau. „Doch wenn an einem strahlend schönen Winterwochenende halb Vorarlberg in den Bergen unterwegs ist, geht es für uns gegen zehn Uhr los und hört bis Sonnenuntergang nicht mehr auf.“ Zurück zum Stützpunkt kommt das Team dann nur, weil der Hubschrauber nach ungefähr jedem dritten Einsatz aufgetankt werden muss: „Dann ist kurz Zeit für ein Stück Brot, einen Landjäger oder einen Brocken Schokolade“, lacht Daniel. Aber nicht nur Wintersportler*innen beschäftigen die Flugrettung: Der Hubschrauber ist auch bei schweren Verkehrsunfällen und medizinischen Notfällen unterwegs. Wochentags und bei schlechtem Wetter ist es meistens etwas ruhiger. Langeweile kommt am Stützpunkt dennoch nicht auf: „Mittwochs überprüfen wir zum Beispiel alle Taue und Karabiner“, schildert Daniel. „Und waschen den Hubschrauber“, ergänzt Andreas Albrecht aus Andelsbuch und grinst: „Ich hatte zwei Jahre lang Mittwochsdienst.“

Keine Landung an der Unfallstelle heißt Taueinsatz

Im Winter spielt sich der Großteil der Sportunfälle, zu denen das Rettungsteam gerufen wird, auf den Skipisten ab. Dann kann der Hubschrauber neben oder auf der Piste landen. Rettungsflüge ins Gelände sind seltener. Doch in knapp 15 Prozent der Einsätze kann der Hubschrauber an schwer zugänglichen Stellen nicht landen: Dann muss der Verunglückte mit dem Tau gerettet werden. Dafür hängen sich Flugretter*in und Arzt oder Ärztin an einem Zwischenlandeplatz mit einem bis zu 110 Meter langen, fixen Tau an die Unterseite des Hubschraubers. So gelangen sie zur Unfallstelle. Gemeinsam kehren alle am Tau hängend zum Zwischenlandeplatz zurück, wo die verunglückte Person in den Hubschrauber umgeladen wird. Muss man in solchen Fällen die Menschen speziell beruhigen? „Wir versuchen, so viel Ruhe und Sicherheit wie möglich auszustrahlen. Doch die meisten sind so froh, dass wir sie aus ihrer misslichen Lage befreien, dass die Angst vor einem kurzen Flug am Tau zweitrangig wird“, erklärt Dieter.

Skifahren in Damüls © Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Selbstlosigkeit – doch das Leben der Crew geht vor

Nicht jeder Einsatz ist ein Kinderspiel: Schneefall, Gewitter, starker Wind oder schlechte Sicht machen Hubschrauberrettungen bisweilen schwierig bis unmöglich. Artur Köb runzelt die Stirn. „Wir kommen immer wieder an unsere Grenzen“, sagt er. „Selbstlosigkeit ist wichtig, aber das Leben der Crew geht vor.“ Bei einem zu gewagten Einsatz drei Menschenleben zu riskieren, käme nicht in Frage: „Jeder von uns hat das Recht, zu sagen: ‚Stopp, diese Situation ist mir zu gefährlich.‘ Und wenn es keinen Plan B gibt, wird der Einsatz abgebrochen.“ Kameradschaft und Zusammengehörigkeit seien enorm wichtig, betont Artur: „In einem so kleinen Team muss das Klima stimmen. Wir müssen großes Vertrauen zueinander haben und gegenseitig aufeinander schauen. Sonst können wir die enormen Stresssituationen, denen wir oft ausgesetzt sind, nicht gemeinsam bewältigen.“ Alle Flugretter*innen sind freiwillig und nebenberuflich tätig. Mindestens drei Dienste pro Monat sind Pflicht, zwei davon unter der Woche. Wer wochentags eingeteilt ist, muss sich von seinem Beruf freinehmen. Deshalb gebe es heute für Flugretter*innen eine Entschädigung für geleistete Tage, fügt Artur hinzu. „Fünfzig bis sechzig Tage im Jahr ist jeder von uns für die Flugrettung im Einsatz“, bestätigt Andreas Albrecht, der hauptberuflich bei der Firma z werkzeugbau in Dornbirn arbeitet.

Wo fahren die Bregenzerwälder Flugretter selbst Ski?

Wohin zieht es die Bregenzerwälder Flugretter, wenn sie selbst Zeit für Wintersport finden? „Wir haben nie Zeit zum Skifahren, wir sind immer im Dienst“, raunt Dieter Bischof. Großes Gelächter. Nein, ganz so schlimm sei es nicht, beruhigen die anderen. Die Leidenschaft für Skitouren oder Sessellift hält sich bei den fünfen die Waage. Dietmar Flatz bevorzugt das Geländefahren, „im Bregenzerwald oder auch im Lechtal. Aber wenn ich wochentags einmal Zeit für die Piste habe, ist Damüls-Mellau das Skigebiet meiner Wahl.“ Dieter Bischof ist als Damülser zwar ein famoser Kenner dieses Gebiets, gesteht aber, dass er privat selten Zeit zum Skifahren hat: „Als Ausbildner verbringe ich aber sowieso sehr viel Zeit auf Ski: vom Geländefahren bis zur Buckelpiste ist da alles dabei.“ Für Andreas Albrecht, der in Andelsbuch wohnt, sind Skitage Familientage: „Wenn die Kinder klein sind, verbringt man mehr Zeit auf der Piste.“ Mit seinem zwölfjährigen Sohn findet man ihn oft auf der Niedere in Andelsbuch: „Unser Hausberg und das perfekte Skigebiet für Kinder.“ Dietmar Flatz liebt die Niedere ebenso – vor allem für Feierabend-Skitouren. „Aber mein Geheimtipp“, flüstert Andreas dann augenzwinkernd, „ist der Diedamskopf! Ich bin schließlich aus Au!“ Dietmar, Daniel und Artur nicken zustimmend: „Dort gibt es den besten Naturschnee und im Frühjahr den feinsten Firn. Zudem ist die Aussicht grandios!“ Sind sie eigentlich vorsichtiger beim Wintersport? Jedenfalls sicherlich nicht draufgängerisch am Berg, da sind sich die fünf Kameraden einig: „Lieber einmal öfter umkehren, ist unsere Devise!“

Autorin: Babette Karner
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2023-24

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