Das Haus an der Bezauer Dorfstraße ist im ganzen Tal bekannt: Erst standen im Stall Kühe, später Skulpturen eines Bildhauers und schließlich war es jahrzehntelang das Geschäft der Fotografenfamilie Hiller. Nun wurde das alte Wälderhaus saniert und umgebaut. In den einstigen Fotoladen im Erdgeschoß waren schon vor der Sanierung die Architekten Markus Innauer und Sven Matt eingezogen.
Der erste Auftrag des legendären Leopold Kaufmann
An den Scheiben der großen Auslage des Ladens, einem hohen Fenster zur Straße hin, haben sich Generationen von Dorf- und Talbewohner*innen die Nasen plattgedrückt, um die neuesten Fotografien zu studieren. Fotos, die bei Familienfeiern und Dorffesten gemacht wurden, bei Erstkommunionen, Taufen, Beerdigungen, bei Heuernten, Faschingsumzügen, Maskenbällen und Skirennen. Fotografien in Schwarzweiß und in Farbe. Später warf ein Diaprojektor Bilder im Schnelldurchlauf an eine Leinwand. Eine Chronik des Talgeschehens hinter Glas. Mitte der 1990er-Jahre war das Fotogeschäft geschlossen worden. Seine Auslage gibt es heute noch. Anstelle von Fotografien sind jetzt Architekturmodelle zu sehen – in feinen Regalen aus Holz, die wie auch alle anderen Möbel des einstigen Geschäfts liebevoll restauriert wurden. Raum und Ausstattung stammen aus den frühen 1960er-Jahren. Damals hatte die Fotografin Hedwig Berchtel-Hiller den jungen Bezauer Architekten Leopold Kaufmann mit dem Umbau beauftragt. Der Einbau von Fotoatelier und Laden in den einstigen Stall sollte zum bahnbrechenden Erstlingswerk des Architekten werden. Kaufmann prägte bis zu seinem Tod 2019 die Baukultur in Vorarlberg mit und begleitete ihre Entwicklung als streitbarer Beobachter. Die Ausführung des Fotostudios hatte 1963 zu heftigen Diskussionen geführt: Vor allem die Komplettverglasung der einstigen Stallwand war im Tal als sehr ungewohnt empfunden worden. Die Aufregung sollte sich jedoch bald legen.