„Das Erste, was ich von der Lingenauer Brücke geworfen habe, war mein Moped“, erzählt Alexander Dür lachend. „Wir waren 16, es war Sommer und uns war langweilig. Das Geräusch und unser Gefühl, als das Mofa unten aufschlug, waren gewaltig!“ Wir sitzen in Alexander Dürs Stube, einem zu Werkstatt und Wohnhaus umgebauten ehemaligen Gasthaus namens Gemsle, auf einer versteckten Hochebene direkt über Lingenau. Das Gemsle gehörte einst Dürs Großvater. Heute lebt sein Enkel hier mit seiner Frau und seinen drei Söhnen. In der Ecke des schlichten, heimeligen Raums glüht ein Grundofen, verkleidet mit Platten aus ebenholzfarbenglänzendem Stahl, Prototyp einer von Dür selbst entwickelten Linie.
Gerade ist der erste wilde Wintersturm des neuen Jahres losgebrochen. Millionen winziger Flocken fegen waagrecht am Fenster vorbei. Von der atemberaubenden Aussicht über den Bregenzerwald sehen wir – nichts. Whiteout. Das Moped war nur der Anfang: Seit 2007 ist der Schlosser Dür auch als „Werfer“ bekannt. Er wirft seine sogenannten „duercubes“, Würfel von einem Meter Seitenlänge aus Stahl, von Brücken und Felsklippen, von Wasserfällen oder aus Seilbahnen.
Hat die 90 Meter hohe Brücke über die Bregenzerach schon immer eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt? Dür nickt und grinst: „Wir sind hier schon als Kinder herumgeklettert, und als Teenager war es dann die Fallhöhe, die mich fasziniert hat.“ Das mit der Schlosserlehre hätte eigentlich nicht sein sollen. Mit 15 schickten ihn seine Eltern an die Handelsakademie nach Bregenz: „Ich wollte eine Lehre machen, doch das kam nicht in Frage“, erinnert er sich und zerzaust mit forscher Geste seine sandfarbenen Haare.