Die Schlucht vor seiner Haustür war sein Spielplatz, aber mit nassen Schuhen heimzukommen war verboten. Also kletterten die Kinder von Neßlegg nur am Ufer des Wildbachs herum, bauten Dämme und schwammen im eiskalten Wasser: „Der Wasserfall war die Grenze unserer Abenteuer“, sagt Jürgen Strolz.
Heute beginnen seine Arbeit und das Abenteuer genau dort: am Wasserfall. Schröcken ist seine Heimat, ein kleines Dorf knapp unter der Baumgrenze, wo sich die Straße Haarnadelkurve um Haarnadelkurve die steilen Hänge Richtung Hochtannbergpass hinaufwindet. Sein Vater Erich Strolz war Leiter der Skischule Schröcken, neben dem Bauernhof im Ortsteil Neßlegg bewirtschaftete die vierköpfige Familie Strolz im Sommer auch eine Alpe. Jürgens erste Ausbildung war eine Tischlerlehre: „Den ganzen Tag die Berge nur von unten zu sehen, das war nichts für mich.“ Also wird er Wanderführer, Bergretter und Skilehrer. Mitte der 1990er Jahre erzählt ihm ein Freund vom Canyoning: Eine Sportart, die damals nur in Südfrankreich existierte. Dort, am Ursprungsort, absolviert Strolz die Ausbildung zum Canyoning-Guide. Erst danach wird ihm klar, dass der perfekte Ort für solche Touren direkt vor seiner Haustür liegt.