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1.5. - 31.10.2024

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Da faulenzt der Hirte

Da faulenzt der Hirte

Im Sommer auf der Ziegenalpe Wölflersgunten: Ein Abenteuer für wetterfeste Hirten, die tagelanges schlechtes Wetter gelassen ertragen können.

Es regnet: Die Wolken hängen tief, der Wind verfängt sich in den Ästen der Tannen und heult vor sich hin. Als wir das Plateau der Wölflersguntenalpe erreichen, ragt vor uns einsam und verlassen die Hütte hervor: Kein Mensch ist zu sehen, hoch oben rechter Hand das Gipfelkreuz des Hirschbergs, umhüllt von Nebelschleiern. Wir schreiten zur Hütte und werden von Hundegebell begrüßt. Vor dem Stall tänzeln ein paar Ziegen. Da kommt schon der Hirte, Gebhard Manser, er reicht uns die Hand und lächelt: „Grüß Gott in meinem Reich. Kommt herein“.

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Der Hirte führt uns in die Stube. Da knistert bereits ein Feuer. Wir legen unsere nassen Kleider ab und hängen sie vor den Ofen. Der Wölflersgunten ist eine besondere Alpe im Bregenzerwald. Sie liegt hoch oben auf 1.600 Metern an den steilen und felsigen Nordhängen des Bizauer Hirschbergs und ist nur zu Fuß erreichbar. Und: sie ist eine Ziegenalpe – die einzige hier im Tal. Heuer hält Manser 75 Ziegen, gut zwanzig davon geben Milch und müssen täglich zweimal gemolken werden. Er verarbeitet Tag für Tag etwa 45 Liter zu Hart- und Weichkäse sowie zu Ziger, die er den bei ihm verweilenden Wanderern kredenzt.

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Manser entspricht ganz dem Bild eines Alphirten: Vollbärtig, schlacksig, braungebrannt und mit tiefen Augen ausgestattet. Er ist geschätzte 65, in Wirklichkeit aber schon 75. Bereits als Kind war der gebürtige Auer mit seinen Eltern und neun Geschwistern hier heroben, damals mit Galtvieh, Kühen und Ziegen. „Ich bin hier fast auf die Welt gekommen. Kenne jeden Hügel und jedes Loch.“ Nach seiner Pensionierung als Gärtner bot sich ihm die Möglichkeit, auf Wölflersgunten zurückzukehren. Da hat er gleich zugesagt. Das war 1999, seitdem ist er jeden Sommer hier, von Ende Juni bis Anfang September. Die meiste Zeit ist er allein; Gesellschaft leistet ihm sein Hund Luna und bisweilen unterstützt ihn einer seiner Enkel für ein paar Tage. Fühlt man sich da nicht gelegentlich einsam? Der Hirte murmelt vor sich hin: „Vielleicht manchmal, aber eigentlich nicht. Die meiste Zeit habe ich was zu tun: Melken, Sennen, Absennen, die Wanderer betreuen, dies und jenes. Da vergeht schnell ein Tag.“

Und bei Schlechtwetter? Wenn sich ein Wettertief einnistet und die Alpe zu einer einsamen Insel wird? Was macht man da die ganze Zeit? Da lacht er nur:

 

Bei trister Wetterlage bleibt einem Hirten meist nichts anderes übrig, als sich in der Stube zu verkriechen, Feuer zu machen und sich einen Tee oder eine warme Suppe zu kochen.

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Vielleicht ist es für ihn die größte Herausforderung, mit der sich anbahnenden Einsamkeit und trügerischen Stille fertig zu werden. Irgendwann verliert jedes Buch und jeder Schundroman seine Spannung, dann hält einen Hirten nichts mehr in der Hütte und er macht sich meist auf ins Tal oder besucht eine Nachbaralpe, um wieder ein wenig in Gesellschaft zu sein. Manser verlässt den ganzen Sommer nie seine Alpe: „Mir macht das Alleinsein nicht so viel aus, das war früher schon so. Außerdem ist ja Luna bei mir.“ Er ist kein passionierter Leser, in der Stube liegen nur ein paar zerfledderte Zeitungen herum. Er blättert im Familienfotoalbum: Darin Bilder aus den Vierzigern. Eines zeigt ihn und fünf seiner Geschwister, sich an eine friedlich daliegende Kuh lehnend. Die Buben in Lederhose, die Mädchen in Kleid und Schürze, alle barfuß. Manser erinnert sich an Wettkämpfe und Mutproben. Und an das Jahr 1948. Das sei der schlimmste Sommer gewesen, erinnert sich Manser: „Mein Vater hat gesagt, es habe damals pausenlos geregt, im Gesamten nur vier Sonnentage gegeben.“

Autor: Georg Sutterlüty
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2014

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