Im Dach des Wohntrakts entwirft Mennel die eigene Wohnung als einzigen Raum. Der Dachraum gehört ihm zwar nicht, doch darf er die eigene Investition „abwohnen“. Er gestaltet den Ausbau so provisorisch, dass er für die späteren Vorstellungen der Eigentümer offen bleibt. In diesem „Ein-Raum“ lebt die Familie seit drei Jahren „in ästhetisierter Unterkonstruktion“, wie er augenzwinkernd ausführt. „Für die Kinder freue ich mich, dass sie’s so haben – es ist viel brauchbarer und sogar pflegeleichter als ein supercleanes Ambiente.“ Und verfügt dank dem vielen Holz über ein Klima und dank der offenen Fugen über eine Akustik, die dem Familienleben sehr zuträglich sind.
Noch ist in Arbeit, was das Provisorium ablösen soll: der Ausbau der Scheune zum Wohnraum. Auch da strapaziert Mennel unsere Gewohnheiten. Denn der Ausbau zieht sich, da für Thomas Mennel Bauen und Neuerschaffen immer auch Rückblick und Bauforschung bedeuten. So hat er an 40 Wälder Bauernhäusern Hausforschung betrieben. Nun fließt das Gelernte in die neue Konstruktion ein.
„Ich nehm’ als großen Schatz mit, was ich gesehen habe. Ich gehe jetzt noch zu Abbruchhäusern, finde dort intelligente Lösungen und oft bessere Details. Aber weil mehr Arbeit statt Material drinsteckt, macht man’s nicht mehr. Die zwei Holzdübel dort ersetzen beispielsweise zehn bis zwölf Schrauben, schonen das Holz, halten es stabil. Ich bin nicht gegen neue Sachen, aber was ich heute oft sehe, ist ein Indiz, dass das eigene Handwerk, der eigene Stoff, nicht mehr kapiert wird. Jeder schafft ohne Rücksicht auf seinen Vorder- oder Nebenmann, alles soll noch schneller gehen.“
So zeigt die ganze Baustelle Mennels Ehrgeiz, jedes Detail, wirklich jedes, noch einmal zu hinterfragen. Alte Verfahren werden mit neuen Techniken kombiniert, etwa wenn die Decken nach alter Art durch keilartige Bohlen fugenfrei verspreizt, jedoch durch einen Rahmen aus Flachstahl zusammengebunden werden. Bauen ohne Experiment ist ihm zu wenig. Da muss man eben auch warten und beobachten, wie sich etwas bewährt. Bisher hat’s an nichts gefehlt.