Zurück in Vorarlberg, zog auch Johannes wieder nach Schwarzenberg, in ein 350 Jahre altes Haus, Richtung Bödele gelegen. Auch ein Sanierungsfall, der immer noch andauert. Wie es geht, weiß Johannes, hierin ganz Sohn seines Vaters. Auch hilft er bis heute im mittlerweile brüderlichen Betrieb mit. Dennoch ist für ihn klar: „Ich möchte mit Menschen arbeiten. Vor einem Jahr habe ich eine Shiatsu-Ausbildung abgeschlossen, mache eine Ausbildung zur Cranio-Sacral-Therapie, bin Yoga-Lehrer und Yoga-Therapeut. Die unterschiedlichen Methoden sind Instrumente, die ich wie aus einem Werkzeugkasten wählen kann. Wenn jemand zu mir kommt, kann ich auf seine Bedürfnisse passend reagieren.“
Johannes bietet unter dem Namen „Shiwayo“ Kurse und Behandlungen an. Shiwayo setzt sich aus Shiatsu, Yoga und Wald zusammen. „Es ist immer die Natur, aus der ich schöpfe. Nur wenn ich selbst im Gleichgewicht bin, kann ich als Therapeut arbeiten. Ich hole mir Kraft in den kalten Bächen des Bregenzerwalds und bei den Bäumen am Bödele.“ Da ist es wieder: der Baum, das Holz. Die Arbeit mit Holz und jene mit Menschen haben wohl mehr gemeinsam, als man anfangs denken würde.
„Mein Lieblingsbaum ist die Zirbe“, sagt Wolfgang, „majestätisch trotzt sie hoch oben in den Bergen Wind und Wetter. Ihr Holz ist ölig, reguliert die Luftfeuchtigkeit, ist also wie für ein Bett gemacht. Doch jedes Holz hat seine Qualität. Die Arbeit damit fängt mit Wertschätzung an: Ich möchte ehren, wo es wächst, und es richtig behandeln. Dazu gehört auch, dass wir es beim richtigen Mond in heimischen Wäldern schlagen.“
Zeit ist auch für Johannes ein wichtiger Faktor. „Wir alle leben viel zu schnell, haben kaum Zeit zum Atemholen. Dabei könnten wir von Bäumen lernen, wie sie mit den Jahreszeiten leben, dem Rhythmus der Natur folgen. Ich schaue mir oft die alte Kassettendecke in meinem Bauernhaus an. Da bekomme ich eine Ahnung davon, wie lange das Holz wachsen musste, wie lange es gelagert wurde, bevor es eingebaut werden konnte. Unsere Vorfahren wussten all das und das Holz erzählt es uns. In seiner Geschwindigkeit. Wir müssen nur lernen zu hören.“
Autorin: Carina Jielg
Ausgabe: Reisemagazin Bregenzerwald – Sommer 2021