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Über die Grenzen hinaus

Über die Grenzen hinaus

Als Professor an der TU München unterrichtet Hermann Kaufmann die Theorie des Bauens als praktische Erfahrung. Handwerkliches Denken und das Streben nach Schönheit lebt von den Bregenzerwälder Barockbaumeistern her in seiner Arbeit fort.

Zum exzellenten Ruf der Bregenzerwälder Baukultur trägt der Architekt Hermann Kaufmann maßgeblich bei. Der Spross einer Wälder Zimmererfamilie betreibt ein erfolgreiches Büro und hat den Lehrstuhl für Holzbau an der TU München inne. „Die Professur war nicht vorauszusehen“, sagt er. „Als der Ruf erfolgte, habe ich mich gefragt, ob ich Architekten ausbilden kann. Immerhin ist mein Weg zum Bauen stark durch das Handwerk geprägt.“

Handwerkliches Denken und Umsetzen, Gefühl für Material und den Prozess – kann man Studierenden das Entwerfen aus dieser Sicht beibringen? Ist das Theorie? „Meine Antwort ist praktisches Bauen. Das ist die Lehre.“ Kaufmanns Berufung zeigt Respekt für eine Kultur, die Generationen übergreift, immer neue Impulse setzt und empfängt. Zu Beginn waren es einzelne Wagemutige. Heute sind Bregenzerwälder Architekten weit über die Grenzen gefragt, ebenso wie die hiesigen Zimmerleute und Tischler. Die Internationalität der Bregenzerwälder Baukunst reicht weit zurück. Bis zu den Barockbaumeistern aus dem hinteren Bregenzerwald. Sie haben zwei Jahrhunderte lang Architekturgeschichte geschrieben. Es waren Praktiker ohne akademische Grade, die Kirchenbauten in Einsiedeln, Weingarten und andernorts geschaffen haben. „Es war Not“, sagt Kaufmann, ein Baumeister unserer Zeit, „die die Besten in die Ferne getrieben hat.“ Sie kehrten mit Erfahrungen und Ansprüchen heim. Daraus wurde eine Wirtschaft, die das halbe Tal beschäftigte. So ist es auch heute: eine Vielzahl von Betrieben mit höchstem Qualitätsniveau.

Entschlossene Unternehmer, die hinausgehen, die Welt sehen und um viele Erfahrungen reicher zurückkommen, die dann in die eigene Arbeit einfließen. Beim Vergleich der Bregenzerwälder Barockbaumeister aus den Familien Beer, Thumb und Moosbrugger mit den anderen Meistern ihrer Zeit wie Dietzenhofer, Fischer oder Zimmermann fällt eines auf: Das Pathetisch-Theatralische tritt zugunsten des Strukturellen, Rationellen zurück. Das ist ein Echo des Holzbau-Handwerks. Auch in diesem Fall gibt es Parallelen zum Heute.

Vom Holz geht offenbar eine stark disziplinierende Wirkung aus. „Das habe ich vom Pionier der neuen Vorarlberger Baukünstler, von Hans Purin, gelernt.“ Mit Holz bauen heißt konsequent bauen. Seine Eigenschaften sind vielfältig, es hat eine eigene Struktur. „Das alles muss man kennen. Man muss wissen, was wo einzusetzen ist. Hat man die Regeln des Materials verstanden, kann man auch ausspielen, was schon vor 300 Jahren zählte: preiswert Bauen.“ „Aber!“, an dieser Stelle hebt Kaufmann die Stimme. „Das ist nicht alles! Rationales Bauen allein ergibt noch keine Architektur. Dazu braucht es mehr, das zeigen ja die Barockbaumeister. Was haben die um Schönheit gerungen, geübt und studiert während der langen Winternächte! Das gilt auch heute: Die Lösung alltäglicher Aufgaben steht immer an erster Stelle. Doch dann muss Raum für Zauber und Überraschung sein.“

Die Teilung der Welt in Arbeit und Freizeit ist nicht die Kultur des Waldes. So war’s bei ihm zuhause: Die Arbeit der Eltern hat zum Kinderleben gehört. Arbeit musste auch Freude machen. Und Freude kam aus der Arbeit. Und dem Feiern. „Wir haben nicht schlecht gefeiert – das wurde sorgfältig vorbereitet und das Aufräumen danach hat dazugehört.“ Das erlebe Kaufmann jetzt wieder: dieses Durchdringen der Welten. Die Welt der Universität ist nicht alles. Wissen kommt aus Computer und Buch, vor allem aber aus der Erfahrung. Da macht man einem Handwerker nichts vor. „Jeder hat Wert, doch die Besten waren immer die, die über ihre Grenzen hinaus wollten.“

Autor: Florian Aicher
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2011

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