Wie Schönheit aus Notwendigkeit entsteht, sieht man in Hittisau am Arbeitshaus von Georg Bechter. Auf der Rückseite erstreckt sich ein riesiger Wintergarten über drei Ebenen und einen Großteil der Gebäudelänge. Hier greift alles ineinander. Der Wintergarten dockt an die ursprüngliche Außenhülle des Stalls an. Er ist überdachter Lichtraum, Lounge-Bereich, Treppenhaus, Wärmespeicher, Gewächshaus für Obst und Gemüse, Gemeinschaftsküche, Rückzugsort, Begegnungszone und Verbindungsplattform. In ihm kommen das Innere und das Äußere zusammen.
Er öffnet auch die Zugänge in die verschiedenen Bereiche des Gebäudes. Zum einen zur Gipsmanufaktur für Lampen und Lichtlösungen im Erdgeschoß sowie in die angrenzende Verpackungs- und Versandstation. Dann auf der ersten Etage in den Empfangs und Kommunikationsbereich. Dieser führt über eine skulpturale Stiege zu den Arbeitsplätzen hinauf. Hier ist der Raum offen um einen zentralen Kern gegliedert, überall ergeben sich Sichtachsen in die einzelnen Ebenen. Galerien erschließen Rauminseln, die Ungestörtheit ermöglichen. Dazu schlucken die Materialien an Decken und Wänden den Schall, durch und durch ressourcenschonend gestaltet, schön und verhältnismäßig. Auch dort, wo man sie nicht sieht.
Das Holz stammt aus dem Wald in der Nähe, der Lehm für die Wände aus der eigenen Baugrube. Die Decken sind mit gefärbter Schafwolle bezogen, die Wände mit dicken Strohballen gedämmt. Eine von vielen Beziehungen zur einstigen Funktion des Gebäudes. „Wo früher Stroh und Heu gelagert wurde, in der ehemaligen Scheune, denken wir heute über das Bauen nach“, sagt Georg Bechter. „Es war deshalb naheliegend, das Gebäude mit diesem Material zu dämmen. 650 Strohballen wurden in das bestehende Riegelwerk eingefügt, darüber kam ein Lehmputz. Auch der Fußboden ist nichts weiter als gestampfter Lehm. Mehrfach geschliffen und verfeinert: Jetzt ist es ein Lehmterrazzo.“ Alle eingesetzten Materialien können ohne weitere Aufbereitung in die Natur rückgeführt oder wiederverwendet werden.