Jean Jacques Rousseau war ein Philosoph, der noch heute ständig missverstanden wird. Sein Einfluss war dennoch riesig. Die Französische Revolution hätte es ohne seine Ideen so nicht gegeben. In seinem Konzept der „volonté générale“, des allgemeinen Willens, ersetzte er den Herrscherwillen durch den Willen der Allgemeinheit. Statt der Herrschaft eines absoluten Souveräns galt nun die Volkssouveränität. Wie das genau funktioniert, nämlich dass im Allgemeinwille das Gute und das Gerechte zusammenfallen, ist nach wie vor umstritten. Rousseau selbst war davon überzeugt, sein Konzept der Demokratie lasse sich nur in überschaubaren Verhältnissen verwirklichen, also etwa im Stadtstaat Genf.
Als ich Anfang dieses Jahres Erich Schwärzler im Vorarlberger Landhaus besuchte, ahnte ich nicht, dass es das letzte große Interview werden würde, das er als Landesrat gab. Wir machen im Falter Verlag ein Alp-Magazin für die Firma Rupp – wenn so viel Reklame sein darf. Und ich denke, sie darf sein, weil es darin vor allem um die Bregenzerwälder Alpen geht. Zum ersten Mal hatte ich Erich Schwärzler erlebt, als er bei einem Älplerabend der genannten Firma auftrat. An so einem Abend werden die auf die Alp Ziehenden gefeiert und mit guten Wünschen für die neue Alpsaison versehen. Schwärzler war da. Der Landesrat, naturgemäß eine Respektsperson, sprach auch ein paar Worte. Quick lebendig und alert, sparte er sich Politikerphrasen und biederte sich in keiner Weise an. „Was braucht ihr auf den Alpen?“, fragte er den Firmenchef Josef Rupp öffentlich. Dieser antwortete, die Älpler bräuchten Hilfe bei der Vermarktung des Käses, also Kühlschränke, um den Käse in aufgeschnittener Form aufzubewahren, Verpackungsgeräte, um ihn einzuschweißen und dergleichen mehr. Schwärzler beriet sich kurz mit seinem mitgereisten Assistenten. Dann verkündete er der Versammlung, es würden ab sofort Kühlschränke und Vakuumiergeräte gefördert – Ansuchen unter folgender Telefonnummer. Alle staunten über solch spontane Soforthilfe.