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Leben am Berg

Leben am Berg

Sie hat von der großen Welt geträumt und auch viele ihrer Orte bereist – doch um der Familie willen ist Berghild Innauer im Wirtshaus am Sonderdach geblieben.

Ich möchte euch die Geschichte vom Sonderdach erzählen, einem, nein, dem Ort meiner Kindheit. Mindestens zweimal im Jahr konnte ich hier einige Tage Ferien verbringen. Im Elternhaus meines Vaters, der Sonnalp. Hier durfte ich wach bleiben, bis mir die Augen zufielen, am Abend mit meinen Freunden durchs frisch gemähte Heu tollen und mit dem Geschirr meiner Großmutter und den Zutaten von Mutter Natur kochen – auch wenn es nicht wirklich essbar war.

Mein Vater hat mir Geschichten von einem kleinen Füchschen erzählt und manchmal, wenn es am Abend ganz still wurde am Sonderdach, habe ich sie gesehen, die Tiere aus dem Wald, ob Reh, Fuchs oder Hase. Wildkatzen habe ich versucht zu zähmen, ohne Erfolg. Raupen haben wir gesammelt, schwarz-orangefarbene. Vor den Bergmulchen hatte ich Angst, aber mein Bruder fing sie ein. Bei Regen haben wir große Schnecken geholt. Im Winter hatten wir eigene Pisten und Schanzen. Ich war ängstlich, bin nie gesprungen – aber gern habe ich dem Vater bei seinen Kindheitsgeschichten zugehört, wie er hier mit Toni Innauer Schanzen gebaut hat. Sogar über Hausdächer konnten sie springen.

Es sind Kindheitserinnerungen, unbeschwerte, vom Sonderdach. Das ist ein kleines Vorsäß über Bezau und die Mittelstation der Sonderdach-Bahn zur Bergstation Baumgarten. Im Mai beziehen einzelne Bauern für vier Monate im Jahr ihre urigen Vorsäßhütten. Und ein Restaurant gibt es hier auch, geführt von der Schwester von Toni Innauer, Berghild. Obwohl das Sonderdach nur per Seilbahn erreichbar ist – ich weiß, kaum vorstellbar in der heutigen Zeit – wohnt Berghild ganzjährig hier oben.

 

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Früher gab es zwei Wirte hier oben: den Innauer und den Broger, meinen Großvater. Die beiden haben um die Touristen gekämpft und waren lebenslang zerstritten. Heute ist die Sonnalp, wo einst Konrad Broger seine Gäste mit rauschenden Festen und seiner Ziehharmonika unterhalten hat, eine Unterkunft für Selbstversorger.

Das Berghaus Innauer von Alois Innauer gibt es noch immer, seine Tochter Berghild bewirtet nun hier. Mittwoch ist Ruhetag, an allen anderen Tagen verwöhnt sie ihre Besucher mit traditionellen Speisen. Viele Gerichte hat ihre Mutter eingeführt, als sie noch in der Küche regierte. Für Berghild sind sie auch heute nicht von der Karte wegzudenken. Die traditionelle Bregenzerwälder Hafersuppe etwa. Aber auch ein einfaches Wienerschnitzel tischt sie ihren Stammgästen auf – und jenen Besuchern, die seit der Errichtung der neuen Seilbahn vermehrt den schönen Ort entdecken.

Auch Berghild erinnert sich ihrer Kindheit: Ihre Eltern arbeiteten hart. Zwischen den Pensionsgästen blieb nicht viel Zeit für die Familie. Hektisch war es, daher hat sie selbst in ihrem Zimmer Bücher verschlungen, um dem stressigen Alltag ihrer Familie zu entgehen. Eine Krankheit ihrer Mutter brachte sie dazu, im Gasthaus die Lehre zur Kellnerin zu machen und es dann in den Neunzigerjahren selbst zu übernehmen. Davor war sie ein Jahr im Ausland, Au-pair in Paris und quer durch Frankreich unterwegs, ehe sie auf das Sonderdach zurückkehrte.

Ihre Geschwister haben ihre Pläne verwirklicht und sind schon in jungen Jahren talwärts gezogen. „Meine Schwester Waltraud wollte Kindergärtnerin sein, mein Bruder Sigi war Koch in der Gams in Bezau und genoss das Dorfleben. Und der Toni war Sportler.“ Für ihre Schwester, ’s Annele, die seit der Geburt am Down-Syndrom leidet, blieb das Sonderdach die Heimat. Berghild pflegt ihre Schwester und ermöglicht ihr so, auf dem Sonderdach zu leben. Man muss schon stark sein, um seine Jugendpläne der Familie zu opfern und Berghild beweist diese Stärke bis heute. Täglich tut sie ihre Arbeit, auch wenn sie sich selbst nicht als perfekte Wirtin sieht. Früher hat sie jeden November große Reisen unternommen, um Abwechslung zu genießen. Heute liest sie und unternimmt an freien Tagen mit ihren Freundinnen Berg- und Langlauftouren.

Eine meiner besten Erinnerungen an meine Kindheit auf dem Sonderdach ist der Duft von Berghilds hausgemachtem Strudel. Topfenstrudel und Apfelstrudel mit viel Vanillesauce – bis heute habe ich sie in der Nase. Manchmal durfte ich zu ihr hinüberlaufen und mir ein Stück Torte kaufen. Die Prinzregententorte ist mein Liebling. Berghild hat mir erlaubt, das Rezept zu verraten, auch wenn man diese himmlische Süßigkeit am besten auf ihrer Sonnenterasse genießt.

Autorin: Milena Broger
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2012-13

Hinweis: Das GH Sonderdach hat nicht mehr geöffnet.

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