Ein schmaler Feldweg führt zum Haus Rosanna. Es steht auf einem steilen Südhang. Irgendwo zwischen Hittisau und Riefensberg, wo sich der Blick auf die Auenlandschaft öffnet. Die Häuser im Dorf sind noch in Sichtweite. So lässt sich Abgeschiedenheit aushalten. Margit Bilgeri steht in der Küche und macht Frühstück. Die Küche ist noch wie früher ein kleiner, dunkler Raum gleich hinterm Eingang. Nur, dass jetzt Licht durch die geöffnete Decke fällt. Auf den ersten Blick scheint das alte Haus kaum verändert. Und doch ist vieles anders. Das Haus hält dasaus. „Es ist einfach da“, sagt Margit Bilgeri „und es nimmt uns so wie wir sind.“
Vor drei Jahren hat ihr Freund Georg Bechter das Haus zur Ferienunterkunft umgebaut. Vor einem Jahr wurde es zum Wohnhaus für beide. Es beherbergt auch das Büro von Georg. Das Haus stammt von seiner Tante. Ursprünglich wurde es vom Dorflehrer bewohnt. Deshalb sind die Räume auch ungewöhnlich hoch. Geheizt wird mit Holz und Kachelofen. Auf eine thermische Sanierung nach heutigem Standard haben die beiden verzichtet. Was verändert wurde, ist eindeutig als solches erkennbar, und tut nicht so, als ob es alt wäre. Dennoch passt der neu gestaltete Übergangsbereich von der Küche ins Tenn und ins Obergeschoß dazu – samt Toilette und zur Gänze in Minzgrün gehalten. Einzelne Einblicke, etwa der ins Badezimmer mit einem Holzwaschbecken, oder jener in die Stube, könnten Fotos für renommierte Architekturmagazine abgeben. Es ist aber kein Gebäude, das bloß gut auf Papier aussieht. Die Räume hier leben. Der Boden knarrt. Die Katze Saiumi springt von der Galerie auf den kleinen Küchentisch. Ihren Namen verdankt sie einer jungen Japanerin, die Margit während eines Auslandsjahres in Kanada kennengelernt hat.