Manchmal kann man sich schon darüber wundern, was in einer Landschaft so herumsteht: Bildstöcke, Zäune, Hütten, Ställe, Scheunen, Masten und Stützen, an denen Kabel hängen. Von manchem weiß man nicht so genau, wozu es eigentlich dient. Etwa von dem Paar Kabel, das über Stützen von der Parzelle Greban bergab nach Alberschwende führt. Eine Stromleitung ist es nicht. Ein neuer Skilift auch nicht. Doch im Morgengrauen beginnen die Kabel zu zittern. Da taucht oben an der Bergkante eine himmelblaue Kiste auf. Kinder kauern drin. Viele Kinder. Samt Handarbeitskoffern, Schultaschen und Turnsäcken. Eines macht noch schnell die Hausaufgabe.
Eine Viertelstunde dauert die Fahrt bei Sonne, Regen, Wind und natürlich auch im Winter, wenn es schneit. Im Dorf angekommen, gleitet das Gefährt zwischen zwei Wohnhäusern hindurch in ein unscheinbares Holzhäuschen. Hier betrieben die Metzlers früher einen Milchautomaten – aber der rentiert sich heute erst ab 20.000 Einwohnern. Die Kinder klettern aus ihrer Kiste, legen Zeitung, Pakete und Einkäufe hinein. Dann gehen sie zur Schule. Oben sehen die Eltern, Ilga und Bruno Metzler, was unten passiert. Ist alles an Ort und Stelle, müssen sie schleunigst zurück an die Arbeit.
Zweimal täglich wird gemolken. Die Milch läuft direkt in einen Pasteurisator und von dort in Ein- Liter-Flaschen. Die leeren wäscht Ilga zuvor aus, die vollen etikettiert sie sodann und stellt sie in Körbe. Bruno trägt die Körbe in seinen Kühlwagen und macht sich auf einen langen Weg. Wöchentlich ist er vierzig bis fünfzig Stunden im Rheintal unterwegs – neben der übrigen Arbeit, oft kommt er erst vor Mitternacht heim. Bezahlen kann das niemand. Trotzdem ist Direktvermarktung für die Bauern die einzige Chance, über die Runden zu kommen. Bruno beliefert hauptsächlich Privatpersonen und Altersheime. Die Kunden schätzen es, dass seine Bio-Milch aus einem einzigen Stall kommt und in Glasflaschen geliefert wird. Für so viel Qualität sind sie bereit, einen Euro sechzig auszugeben. Die leeren Flaschen nimmt Bruno wieder mit. Er muss sich mächtig einsetzen, um junge Kunden zu gewinnen – Familien mit Kindern konsumieren mehr Milch als alte Menschen. Das gelingt ihm, seit er hochwertiges Bio- Eis in sechs Sorten produziert.