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1.5. - 31.10.2024

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Ferienkultur mit Erinnerungen

Ferienkultur mit Erinnerungen

Der Architekt Albert Moosbrugger hat eine alte Schneiderei in Schoppernau zu einem geschichtsträchtigen, aber komfortablen Ferienhaus umgebaut. Es heißt auch heute noch „Schneiderei Schoppernau“.

Weit hinten im Bregenzerwald türmen sich die Gebirgsmassen höher und schieben sich enger zusammen. Eine Verdichtung, der die Dichtung von Gründungssagen der Talschaft entspricht. Eine der noch immer lebendigsten stammt von Franz Michel Felder. Er hat in Schoppernau das Lied vom freiheitsliebenden Bregenzerwälder gesungen. Das machte seinerzeit Eindruck und lockte andere Freigeister an, die in der Gegend um 1900 das begründeten, was dann Tourismus wurde. Das ging eine Weile gut. Dann machte die Weltpolitik ein Dritteljahrhundert später all dem ein Ende. Der Neuanfang war ärmlich-bescheiden. Bis schließlich Wirtschaftswunder und Tourismus neue Freiheiten verhießen. Und heute?

Es gibt in Schoppernau Häuser, denen kann man diese Geschichte ansehen. Das Geburtshaus von Felder am Ortsende und einige herausragend erhaltene und sanierte Bauernhäuser erlauben eine Vorstellung davon, wie eine kleinbäuerliche Familie vor 150 Jahren gelebt hat. Das neue Felder-Museum unterstützt diese Spurensuche vorzüglich. Die „Bergbrennerei“, zehn Minuten entfernt, versetzt ebenfalls dank hervorragender Renovierung in die Zeit, als vermögende Flachländer vornehm städtisches Leben in die Berge brachten. Die Zeit des Wirtschaftswunders, als neben manch anderem auch der Hausbau etwas aus der Form lief, hat sich leider arg breitgemacht. Eingestreut finden sich neuerdings Bauten, die eine Rückbesinnung auf die Tugenden des Landes zeigen: Gradlinigkeit, natürliche Ressourcen. Doch die Zeit dazwischen? Zeit nach der Weltkriegskatastrophe, Zeit des Aufbaus? Glanzlose Zeiten bescheidener Verhältnisse. Verständlich, dass man sich daran weniger gern erinnert. Umso erstaunlicher, dass es das dennoch gibt.

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Es gereicht seinen Besitzern zur Ehre, dass sie ein Haus in Schoppernau aus dieser Zeit dem Vergessen entrissen haben. Nicht dass sie dieses kleine Handwerkerhaus, erster Neubau nach 1945, zum Museum gemacht hätten. Aber sie haben dem allgemeinen Übermut zum Trotz, der da glaubt, Zukunft sei besser, an der Substanz dieses Hauses festgehalten und überlegt: Was könnte das heute sein? Mit staunenswerter Sorgfalt haben sie ihm zu einem Dasein im Heute verholfen. So bleibt Erinnerung präsent. Erinnerung an das Handwerkerhaus eines Schneiders mit Schauraum, Atelier und Lager. Alles ebenerdig zur Straße und darüber die Wohnung. Erkennbar kein Bauernhaus, doch ortsüblich ausgeführt als Strickbau. Es ist eine bescheidene Ausführung mit teilweise baumkantigen Balken, einem Dachraum als Kaltdach in Riegelbau, geschindelt und beheizt mit einem Kachelofen. In jeder Hinsicht knapp bemessen, bietet das Haus mit seinen 8 mal 12 Meter Grundfläche Platz für eine siebenköpfige Familie und die Werkstatt. Die Nutzung des Hauses änderte sich, die Substanz blieb. Die Nachfahren zogen aus. Sie konnten direkt nebenan bauen, zuerst die Kinder, dann die Enkel. Ein regelrechter Gartenhof der Familie entstand.

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus
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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Die erste Generation blieb fast fünfzig Jahre. Dann folgten einige Jahre der Nutzung durch die Enkel und schließlich der Leerstand. Auch den hat die Substanz gut weggesteckt. Schließlich blieb die Frage: Was tun damit? Menschen suchen im Bregenzerwald Erholung – von der Bedrängnis der Städte, von der Anonymität des Berufs und vom digitalen Infotainment. Das verlangt auch nach einem individuellen Profil bei Gäste- oder Ferienhäusern. Das Potenzial dazu erkannte der Architekt Albert Moosbrugger im ehemaligen Schneiderhaus. Sein Motto: Ankommen am richtigen Ort. Nun sieht es so aus: gemütlich – die Atmosphäre eines Holzhauses; großzügige Gemeinschaftsräume zum Kochen, Essen, Entspannen und Ruhefinden; heimelige Schlafzimmer sowie sanitäre Einrichtungen auf der Höhe der Zeit. Rückseitig liegt ein Freiplatz, der in die Wiesen übergeht. Den Hausgarten dürfen die Gäste mitnutzen. Hier sind von fern Töne von Freibad und Tennisplatz vernehmbar.

Vor den Augen hat man rundum die Berge. Die Zimmerfenster zeigen wahlweise Künzelspitze, Kanisfluh und die Mittelstation des Diedamskopfs. Das Haus bietet dank einer grundlegenden Sanierung zeitgemäßen Wohnstandard: Die Außenwände erhielten eine Handbreit Außendämmung aus Holzwolle und neue Schindeln. Innen wirkt der von aller Verkleidung befreite Strickbau. Das Dach wurde ausgebaut, isoliert und neu eingedeckt. Die zentralen Räume haben weiß lackierte Wände, die Schlafzimmer eine neue Innenschale aus Weißtanne. Alle Fenster wurden ausgewechselt, im Dach dazu vergrößert. Neu sind auch die Decken aus Dielen mit Fußbodenheizung und geschliffenem Betonestrich. Die Stuben prägt Massivholz. Neben den Waschbecken im Zimmer stehen zwei Bäder zur Verfügung, robust und freundlich dank einer raumhohen, farbigen PUBeschichtung. Warmwasser und Heizwärme liefert eine Geothermieanlage. Heimelige Wärme entfaltet der grundsanierte Kachelofen. Als besonders vorteilhaft hat sich die offene Holzkonstruktion des Hauses erwiesen: ein vollwertiger Puffer, wenn alle verschwitzt und geduscht den Skitag beschließen. Bei voller Belegung immerhin eine zehnköpfige Gruppe. Die Robustheit des Gebäudes wird durch Sorgfalt im Detail kontrastiert. Die Fenster sind überlegt profiliert; der Stubenboden mit handverlesenen Dielen belegt; die Waschbecken fugenlos aus Corian und die Duschvorhänge aus Loden, dem ortsüblichen Allwetterstoff. Überall ist die Freude am Gestalten zu spüren, bis hin zu den feinen Schindeln und Zahnleisten der neuen Fassade. Dieses Haus bietet viel mehr als nur das Notwendige. „Und das hat sich gelohnt“, sagt der Hausherr. Im Winter ist das Haus voll ausgelastet. Neuerdings gönnt er sich hier selbst einen Aufenthalt während der Weihnachtstage und genießt den Luxus fußläufig erreichbarer Skilifte in schneesicherer Lage. Im Sommer geht’s gemächlicher zu. Doch kündet das Gästebuch auch von ausgelassenen Feiern. Schließlich verrät der Hausherr noch, dass sich diese Ferienunterkunft ganz leicht als Wohnhaus adaptieren ließe. In jedem Fall aber ist es ein Haus mit Geschichte. Und suchen Gäste neben vielem anderem nicht auch Geschichten? Dieses Haus kann etliche erzählen.

Autor: Florian Aicher
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2017

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Die Gäste-Card erhalten alle kostenfrei, die zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2024 drei oder mehr Nächte in einer der 28 Partnergemeinden verbringen. Sie gilt vom Anreise- bis zum Abreisetag und wird von den Gastgeber*innen ausgestellt.

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