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Die Freiheit im Wald

Die Freiheit im Wald

Armin Thurnher erinnert sich an seine jugendlichen Ausflüge in den Bregenzerwald.

Der Wald. Für uns Talbewohner (ich bin geborener Bregenzer) eine in unserem Rücken liegende, erhabene, ja, mythisch erhöhte Gegend. Unser Gesicht wendeten wir dem See zu, dem Offenen, dem Westen, dem Zigarettenund Kaffeeschmuggel aus der Schweiz, Bars und Buchhandlungen in Deutschland. Jedenfalls hielten wir es in meiner Jugend so. In den Wald fuhren wir auf Sommerfrische, zum Wandern, zum Skifahren. Der Wald war bewohnt von geschäftstüchtigen, ja, listigen Männern, mit denen man nur vorsichtig Geschäfte machen wollte, und forschen Weibern, die sich nahmen, wonach ihnen der Sinn stand. Und beide, Männer wie Frauen, ließen sich nichts dreinreden. Man bewegte sich mit einem gewissen Respekt im Wald, auch wenn man nicht umhinkonnte zu bemerken, dass viele Städter bestrebt waren, ihn zu kolonialisieren: als Pächter von Jagden oder Fischwässern, als Betreiber von Seilbahnen oder Kraftwerken und so weiter.

In den Wald reiste man in meiner Jugend vorzugsweise mit dem Wälderbähnle, einer nur mehr teilweise existierenden Schmalspurbahn, deren gern volkstümlich besungene Existenz dem ganzen Landstrich ebenfalls etwas Eigenartiges verlieh. Wozu brauchten die Wälder Geleise eigener Spurweite? Das Wälderbähnle diente hauptsächlich dazu, die Besonderheit des Waldes weiter hervorzuheben. Gleich nach der Abfahrt aus dem Bregenzer Bahnhof, die seltsam verstohlen vor sich ging von einem halb versteckten Nebengleis, das sich hinter den Bahnzufahrten diverser Fabriken fast verbarg, fuhr das Züglein in einen Tunnel ein und es war zwar noch Bregenz, der Vorort Rieden, in dem es wieder zum Vorschein kam (nächste Haltestelle: Bregenz-Landstraße), aber durch das Dunkel der Tunneldurchfahrt hatte man jeden Gedanken an Stadt und See hinter sich gelassen. Vor einem lagen die Tobel der Bregenzerach, durch die sich das Bähnle zu den Freiheiten der höheren Ebenen und weiter innen liegenden Talschaften hochschraubte.

Der Wald war für uns Halbwüchsige ein Ort der Freiheit, ja, der Gesetzlosigkeit. Es fing damit an, dass Jugendfreund Toni – im privilegierten Stand des Arztsohnes – immer über ein Auto verfügte, wenn die Eltern irgendwo eingeladen waren. Die nächtlichen Spritztouren, auf denen wir die Möglichkeiten des VW-Käfers ausreizten (den Rover hatten meist die Eltern genommen), fanden auf Schotterstraßen im Wald statt, wo Toni den Käfer nach Kräften querstellte, immer knapp den Bäumen entlang. Die Wahrscheinlichkeit einer Gendarmeriekontrolle ging gegen null, das war nicht nur des Tempos wegen wichtig: Wir hatten noch lange keinen Führerschein.

Anarchy in the Bregenzerwald? Zumindest fühlte es sich für uns so an. Nie fragte uns in einem Wirtshaus jemand, wie alt wir seien. In durchräucherten Wirtsstuben voller listiger, unbeugsamer Männer saßen auch wir Halbwüchsigen. Nach kleinen Privatskirennen, bei denen wir selbst die Tore gesteckt hatten (mit Bündeln von Holzstangen auf dem Buckel), ließen wir den letzten Bus ziehen, tranken Glühwein, bis die Sterne blinkten, dann fuhren wir ab, zur Not auch auf verschneiten Straßen.

Bregenzerwald-Freiheit herrschte auch auf den vielen noch unerschlossenen Tiefschneehängen, die wir hinuntertollten, auch wenn auf solchen Abfahrten Stacheldrahtzäune zu überwinden waren und sie nicht auf dem Parkplatz einer Talstation endeten, sondern einen einstündigen Fußmarsch zum Ausgangspunkt erforderten. Nass und müde kamen wir in Respekt gebietenden Wirtshäusern an, deren kunstvoll geschmiedetes Schild in den noch nicht von Werbung überwucherten Orten tatsächlich etwas bedeutete, und schliefen in niedrigen Zimmern in eiskalten Betten unter steinschweren, riesigen Tuchenten ein.

Ich weiß auch, woher sie rührt, diese rührende Erinnerung an meine puerile Bregenzerwald-Freiheit. Unsere Schulwandertage führten uns meist in den Bregenzerwald und unser Klassenvorstand, ein sonst auf Strenge und Anstand bedachter Lateiner und Gräzist, ließ uns an diesen Tagen freien Lauf. Wir rauchten und tranken und benahmen uns kollektiv daneben, unter dem höchsten Schutz seiner Autorität. Kotzte einer von uns das Bähnle voll, was nicht selten vorkam, wimmelte der Professor Mitreisende, die zaghaft bei ihm protestierten, voller akademischer Verachtung mit den Worten ab: „Seien Sie still, sehen Sie denn nicht, wie das Kind leidet?“ Fuhr das Bähnle in den Riedener Tunnel ein, war es vorbei mit der Anarchie. So galt das Gesetz, dem wir uns gerne fügten. Für uns verknüpfte es den Wald für immer mit dem Geschmack einer kurzen, wilden Freiheit.

Autor: Armin Thurnher
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2010/11

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