Einsam wirkt sie und doch manchmal mitten im Geschehen, wenn die Gleitschirmflieger die Wiese belagern. Sichtbar ist die kleine Kapelle von der Bergstation aus, vom Tal und auch von der nahe liegenden Alpe ihrer Besitzer.
Nachdem sie ihr erstes Baby verloren hatten, versprachen sich Irene und Leo Feuerstein, dass sie eine Kapelle errichten lassen würden, wenn sie ein gesundes Kind zur Welt brächten. Zur Einlösung ihres Versprechens kamen sie jedoch erst, als ihre Tochter über zwanzig Jahre alt wurde. Das Preisgeld für den vom befreundeten Gemeindesekretär vorgeschlagenen Architektenwettbewerb waren drei Laib Käse aus der hauseigenen Alpsennerei, die Andreas Cukrowicz, Anton Nachbaur-Sturm und ihre Mitarbeiter genießen durften.
Die Holzkapelle ruht auf einem Sockel aus Steinen, die auf der gesamten Alpfläche zusammengesammelt wurden. Mit Hilfe von Freunden der Familie und vielen an der Planung beteiligten wurde die Kapelle von Hand und ohne Kran als vertikaler Strickbau errichtet. Natürlich kamen die bis zu 150 Jahre alten Fichten aus dem eigenen Wald! Das gleiche Profil von 10 mal 20 cm mit beidseitig fertiger Oberfläche bildet Außenwand, Dach und Boden. „Es gibt keine Verkleidungsteile: alles ist außen und innen sichtbar“, unterstreichen die Architekten. Die Altarwand wird vom Dach und von den Längswänden durch einen Glasschlitz abgelöst, der so breit ist wie zwei Holzelemente und innen wie außen mit der Wand bündig ist.
In dieser kleinen „Einsiedelei“, die dem heiligen Theodul gewidmet ist, treffen zwei Traditionen aufeinander: die Raffinesse der Vorarlberger Holzbaukunst und die Introvertiertheit der byzantinischen Sakralbauten, mit dem griechischen Kreuz über dem Altar und der kleinen, runden Schallöffnung für die Glocke über dem Eingang.