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kostenfrei

1.5. - 31.10.2024

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Schneidern fürs Leben

Schneidern fürs Leben

In der Maßschneiderei von Manuela Maaß rattert keine Nähmaschine. Zu hören ist das Radio, manchmal das Fauchen der Bügelmaschine und Geräusch, wenn eine Schere feinen Stoff zerschneidet. Manuelas Handarbeit erfolgt leise.

Seit 15 Jahren ist Manuela Maaß selbstständig mit ihrer Maßschneiderei in Lingenau am Bühl. Aus ihrem Schneiderstüble in einem wunderbaren alten Bauernhaus über den Dächern von Lingenau reicht der Blick direkt in die Berge. Mein Blick heftet sich sofort auf die Kleiderbüste, auf der ein oranges Sakko hängt. Nicht ein bisschen orange, wirklich Orangenorange. Eine besondere Anfertigung, wie mir erklärt wird. Momentan noch ärmellos und verziert mit weißen Heftfäden, die die bevorstehenden Arbeitsprozesse ankündigen. Ein Blick wie auf einen Routenplaner.

 

Erlernt hat sie diese Fertigkeit eigentlich über Umwege. Die gebürtige Großdorferin besuchte die Textilschule in Dornbirn und war danach als Näherin in einem großen Betrieb beschäftigt. „Damals war es gar nicht so einfach, in einer Schneiderei unterzukommen“, erinnert sich Manuela Maaß. „Doch eigentlich wollte ich lieber nach Maß schneidern als nach Konfektion. Der Unterschied ist beträchtlich und man schafft damit Kleidungsstücke fürs Leben.“ Ihre Berufung verwirklichen und das Handwerk von Grund auf lernen konnte sie dann bei einem Herrenschneider in Sulzberg, einem alten Meister seines Fachs.

 

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C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Ganz bescheiden, mit dem Maßband um den Hals, erzählt sie vom Weltkongress der Maßschneider in Treviso in Italien, wo sie den Duft der großen Modewelt schnupperte. Als Repräsentantin für Österreich entwarf und nähte sie einen Anzug und hatte damit großen Erfolg. Regelmäßig nimmt sie am Wettbewerb „Handwerk & Form“ des Werkraum Bregenzerwald teil. „Besonders gut tut da der Einfluss von außen, neue Ideen und Ansichten, die man von anderen Handwerkern, Designern, Architekten und vielfach auch von branchenfernen Leuten bekommt.“ Wie ein Kleidungsstück sitzt und wie es fällt, hängt sehr von seinem Innenleben ab. Vor einigen Jahren erlernte sie bei Meisterschneider Werner Losberg in Deutschland die alte Technik der Einarbeitung von Rosshaar. Diese Einlagen sind das Grundgerüst eines gut sitzenden Anzugs, geben Halt und Form. Natürlich ist die Verarbeitung um ein Vielfaches aufwendiger als mit einem Klebevlies, aber Rosshaar ist ein reines Naturprodukt, verbindet sich viel besser mit dem Stoff und bewirkt ein angenehmeres Tragegefühl.

Als einzige Herrenkleidermacherin in Vorarlberg beherrscht sie diese Technik noch und trägt sie in die nächste Generation weiter. Mit einem ganz außergewöhnlichen Arbeitsgerät, einem Rehbock-Spießer, von Manuela Maaß und ihrem Lehrmädchen Kathrin nur „s´Hörnle“ genannt, werden die Taschenpatten nach dem Umstürzen in die gewünschte Fasson gebracht. Dabei erzählt sie von ihrem Kundenkreis: „Qualität steht bei uns an erster Stelle. Wer sich einen Maßanzug schneidern lässt, legt Wert auf Langlebigkeit und Zeitlosigkeit. Das kann der Bauer aus Lingenau sein, der mit dem Traktor zur Anprobe kommt, oder der Hotelier vom Arlberg, der seinen Maserati vor dem Schneiderstüble parkt.“ Viel zu tun gibt es natürlich auch für die heimischen Vereine, Musikkapellen werden mit Trachten ausgestattet und so manche Änderungsarbeiten fallen dabei auch an. Ich würde allerdings gerne den Herrn kennenlernen, den mit Mut, der demnächst einen orangefarbenen „Maaß-Anzug“ tragen wird.

Autorin: Silke Ritter
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2014-15

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Die Gäste-Card erhalten alle kostenfrei, die zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2024 drei oder mehr Nächte in einer der 28 Partnergemeinden verbringen. Sie gilt vom Anreise- bis zum Abreisetag und wird von den Gastgeber*innen ausgestellt.

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