Es klopft am Küchenfenster. Draußen steht Dominik, einer der 18 Enkel von Hildegard Kohler. Er sagt nur kurz Bescheid, dass er in den Stall geht. Hildegard, das „Säle“, bedankt sich mit einer Einladung zum warmen Abendessen bei ihr, nach der Arbeit. „Säle“ sagt man im Bregenzerwald zur Großmutter. Klingt wie Seele, klingt nach Wärme, Schutz und Verständnis. Dominik freut sich auf ein warmes Essen und fragt noch schnell, was ihn denn erwarte. „Eine Hafaloab-Knödelesuppe und dann Hackbraten mit Erdäpfelpüree, Blaukraut und gerösteten Mandeln!“, ruft Hildegard dem Enkelsohn nach.
Familie steht bei Hildegard an erster Stelle. Die Familie ist ihre Leidenschaft – mit viel Arbeit verbunden, aber für diese Frau kein Problem. Mit dem richtigen Willen ist alles möglich. Das Gericht kocht sie zu Ehren ihres Vaters. „Es war seine Lieblingsspeise.“ Hildegard liebt es, ihre Mitmenschen zu verwöhnen. Sie hat 11 Kindern das Leben geschenkt. Eine stolze Zahl und eine stolze Mama, die jederzeit da ist: Sei es für ein leckeres Essen, ein reinigendes oder tröstendes Gespräch, eine Schulter zum Anlehnen oder für lustige Stunden. Natürlich auch zum „Göbla“, zur Betreuung der vielen Enkelkinder.
Hildegards Küche spiegelt ihre Leidenschaft wider – es ist genug Platz für alle. Auch gibt es genug Utensilien, um die Familie mit ihren Leibgerichten zu verwöhnen – es riecht schon wunderbar. Die Suppe hat sie bereits am Vormittag aufgestellt. Sie köchelt vor sich hin und wartet auf die Einlage – wie es scheint, noch etwas länger. Denn jetzt kümmert sich Hildegard um den Hackbraten. Dafür stellt sie eine Auflaufform mit einem Stück Butter in den Ofen.