Weit hinten im Bregenzerwald türmen sich die Gebirgsmassen höher und schieben sich enger zusammen. Eine Verdichtung, der die Dichtung von Gründungssagen der Talschaft entspricht. Eine der noch immer lebendigsten stammt von Franz Michel Felder. Er hat in Schoppernau das Lied vom freiheitsliebenden Bregenzerwälder gesungen. Das machte seinerzeit Eindruck und lockte andere Freigeister an, die in der Gegend um 1900 das begründeten, was dann Tourismus wurde. Das ging eine Weile gut. Dann machte die Weltpolitik ein Dritteljahrhundert später all dem ein Ende. Der Neuanfang war ärmlich-bescheiden. Bis schließlich Wirtschaftswunder und Tourismus neue Freiheiten verhießen. Und heute?
Es gibt in Schoppernau Häuser, denen kann man diese Geschichte ansehen. Das Geburtshaus von Felder am Ortsende und einige herausragend erhaltene und sanierte Bauernhäuser erlauben eine Vorstellung davon, wie eine kleinbäuerliche Familie vor 150 Jahren gelebt hat. Das neue Felder-Museum unterstützt diese Spurensuche vorzüglich. Die „Bergbrennerei“, zehn Minuten entfernt, versetzt ebenfalls dank hervorragender Renovierung in die Zeit, als vermögende Flachländer vornehm städtisches Leben in die Berge brachten. Die Zeit des Wirtschaftswunders, als neben manch anderem auch der Hausbau etwas aus der Form lief, hat sich leider arg breitgemacht. Eingestreut finden sich neuerdings Bauten, die eine Rückbesinnung auf die Tugenden des Landes zeigen: Gradlinigkeit, natürliche Ressourcen. Doch die Zeit dazwischen? Zeit nach der Weltkriegskatastrophe, Zeit des Aufbaus? Glanzlose Zeiten bescheidener Verhältnisse. Verständlich, dass man sich daran weniger gern erinnert. Umso erstaunlicher, dass es das dennoch gibt.