Die Gäste verabschieden sich von der Wirtin, die, sich die Hände in die Kochschürze wischend, aus der Küche kommt. Draußen im Schnee stehen Biertische bereit. Wer die lange Talabfahrt vom Diedamskopf genießt, kann sich, ohne die Ski abzuschnallen, an den Tisch setzen.
Maria Zündel kocht mittags und abends. Sie verwendet Produkte aus der Region und, was möglich ist, aus dem eigenen Stall: Milch, Fleisch und Eier. Deswegen trägt der Schrannenhof die Auszeichnung „Kulinarisches Erbe“. Die frisch gemolkene Milch stellt ihr der Vater in die Küche. Für Milchkaffee, heiße Schokolade, Pudding, Vanillesoße und Knödel. Den Rest der Milch fährt Viktor Zündel ins Sennhaus und bringt dafür Butter, Käse und Molke mit. Die Molke bekommen seine zwei Schweine, zusätzlich zu dem, was die Gäste übrig lassen: Reste aus frisch zubereiteten Menüs, keine zehn Stunden alt. Diese Form der Verwertung von Essensresten wäre laut einem von vielen unverständlichen EU-Gesetzen nicht erlaubt. „Was ein Witz ist.“ Darin sind sich Viktor und Maria einig. „Dieser Kreislauf funktioniert einfach zu gut.“
Gäste frühstücken am Nebentisch und beobachten die ersten Kinder am Übungslift. Ein paar andere stürmen die Treppe hinunter in den Keller, vorbei an einem Foto aus den Sechzigerjahren. Darauf sieht man Marias Großvater. Kein Riese sei er gewesen, aber die Kühe, von denen er umgeben ist, reichen ihm trotzdem kaum bis zu den Achselhöhlen. Stabile Kühe im Mini-Format, mit großen Hörnern und X-Beinen. Sie waren damals gedrungener, geländegängiger, leichter und konnten auf jeder Alp herumkraxeln. Heute steht bei Züchtungen die Milchleistung im Vordergrund. Wenige Meter weiter kleben die Kinder ihre Nasen an die große Scheibe und schauen in den Stall. Zwei Riesentiere räkeln sich im Stroh – dichtes, schwarzbraun schillerndes Fell und eine beeindruckende Muskelfülle: Eine Kreuzung zwischen weißblauem Belgier und Braunvieh. Mindestens zwei Jahre dürfen die Tiere wachsen und gedeihen, die Sommer auf der Alp verbringen, dann werden sie für den Hausgebrauch geschlachtet. Das letzte Tier wog siebenhundert Kilo und das Fleisch sei „verrückt gut“.