Auch wenn wir hier von Clan sprechen, geht es im Walserdorf Damüls nicht unbedingt um Macht. Eher um Initiative,
um Aufbruch und Mut, um „Mein Vater und seine Geschwister waren 13 Kinder, meine Mutter und ihre Geschwister fünf Kinder“, erzählt der gegenwärtige „Patriarch“ Arno Madlener Tatkraft und Gemeinschaft. Schon vor 1950 brachte Anton Madlener die ersten Gäste per Pferdefuhrwerk auf abenteuerlichen Wegen aus dem gut 650 Meter tiefer gelegenen Ort Au herauf ins schneereichste Dorf der Welt, wie sich Damüls gerne nennt. Will jemand raten, wer das erste Gasthaus im Dorf, den Adler, bewirtschaftet hat? Wer für die Schneeräumung verantwortlich zeichnete? Wer mit dem ersten Taxi zu den Bahnhöfen in Bezau und Bregenz gefahren ist? Wer „die Madleners!“ ruft, hat gewonnen.
Auch ein Clan geht mit der Zeit. Die Gäste kommen heute auch nicht von allein, aber doch zumindest selbst ins Dorf. Auf guten und wintersicheren Straßen. Dafür sorgten die Madleners ebenso wie für den Ausbau des Skigebietes, heute eines der attraktivsten der Region. Und die gastronomische Entwicklung im Ort treiben sie ebenso sanft wie konsequent voran.
Es geht nicht um Macht. Arno Madlener nennt andere Ziele, etwa „die Erhaltung der Lebensqualität und die Etablierung
der Marke Damüls“. Selbst wenn er von „Wertsteigerung“ spricht, denkt man nicht gleich ans Geld. „Wert“ klingt in seinem Mund nach intakter Natur, nach funktionierender Gemeinschaft und Herzlichkeit. „Gemütlichkeit, charakterstarke
Persönlichkeit, ein stilvolles Ambiente“ sind Werte, die Arno Madlener am Herzen liegen. So fällt die Antwort auf meine Frage, welche Philosophie denn seine Arbeit als Gastronom bestimmt, kurz und bündig aus: „Leidenschaft!“
So sind sie, die Madleners. Nachfahren der Walser, eines armen Volkes, das vor Jahrhunderten aus dem Schweizer Wallis aufbrach, um sich mit Zähigkeit, Fleiß und Geschick in den höchsten Tälern Vorarlbergs eine neue Heimat aufzubauen. Heute verbinden sie in ihrem Wirken die Eigenschaften ihrer Ahnen mit der Kultur und Tradition des Bregenzerwaldes. Eine feurige Geschichte.
Autor: Peter Natter
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2011-12