DE EN FR

Hier kommt das User Feedback

Telefon E-Mail Info

Gäste-Card
ab 3 Nächten
kostenfrei

1.5. - 31.10.2024

bwmag05_Evelyn_2287
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Jodeln mit Gänsehaut

Jodeln mit Gänsehaut

Vor dieser Musikerin ist keine musikalische Tradition sicher. Mit der Geige in der Hand zaubert sie aus alten Melodien Musik zum Staunen und Mitsingen. Die Musikerin Evelyn Fink-Mennel belebt alte Volksmusiktraditionen, darunter auch Wälderlieder. Und bringt sie binnen kürzester Zeit selbst Südafrikanern bei.

Die Bizauer Kirchenglocke läutet zur Mitternacht. Menschen drängen ins Dunkel der Kirche. Immer mehr. Viele müssen stehen. Am Steinboden flackern Kerzen. In die Stille ertönt ein mächtiger Ruf. Evelyn Fink-Mennel singt Vokale in ein hölzernes Milchsieb, das sie wie einen Trichter verwendet. So wie damals eine Bäuerin, die ihren Mann auf dem Feld ruft, weil die Kuh kalbt. Er kennt ihr Signal und eilt nach Hause. Jodeln diente der Kommunikation. Seit es Traktoren gibt, hört man das Jodeln auf dem Feld nicht mehr. Heute erkennt der Bauer das Signal seiner Frau am Klingelton seines Handys.

Die Volksmusikforscherin Evelyn Fink-Mennel sorgt dafür, dass im Bregenzerwald trotzdem gejodelt wird. Ihre Kurse sind ausgebucht, oft von Managern, die, statt einen Rhetorikkurs zu besuchen, lieber zwei Tage am Sonderdach singen, nachts unter Sternen und dazu guten Wein trinken.

 

Evelyn Fink-Mennel ist nicht erst seit ihrer Reise nach Indien eine Weltmusikerin mit  Gesellschaftspolitischem Auftrag. „Unsere Volkskultur ist so reichhaltig. Sie ist gewachsen, nicht nur auf dem ,eigenen Mist‘, sondern auch an Einflüssen und Importen aus anderen Kulturen. Das ist oft wenig im Bewusstsein, daher spreche ich gerne darüber.“

Am Feldkircher Konservatorium unterrichtet sie Volksmusik und Ethnologie, musiziert mit Türken, Indern, Lakota-Indianern oder afrikanischen Jugendlichen. „Fahr mr no a kläle mit dam Wäldar Isabähle“, singen junge Südafrikaner auf Tournee im kulturverein „bahnhof“ in Andelsbuch gemeinsam mit dem Bregenzerwälder Publikum. Das kennt seine Wälderlieder. 1957 sind sie in Liederbüchern publiziert worden, neu komponiert, vor allem von Lehrern aus der  Region. Die Mellauer Mundartdichterin Klara Schwendinger lieferte die Dialekttexte. Generationen davor sangen „Von der hohen Olm“ – im bajuwarischen Dialekt. Manche Alten trauern diesen Liedern nach. Sie finden in Evelyn Fink-Mennel eine  Lobbyistin. Vergessenes weckt sie auf, spielt Tanzmelodien aus dem frühen 19. Jahrhundert, die nach irischer Folklore klingen und doch aus dem Bregenzerwald stammen.

 

bwmag05_Evelyn_1992
C Adolf Bereuter - Bregenzerwald Tourismus

Fast zwanzig Jahre lebte Evelyn Fink-Mennel in Wien. Sie arbeitete als Lehrbeauftragte am Mozarteum Salzburg und an der Wiener Universität für Musik. Im September 2010 kehrt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zurück und renoviert das sogenannte Angelika-Kauffmann-Haus in Schwarzenberg.

Das historische Tanzhaus nebenan am Hauptplatz von Schwarzenberg würde sie sofort beseelen, ließe es der dichte Terminkalender nur zu – neben den schon genannten Tätigkeiten ist sie Kuratorin verschiedener Festivals, musiziert in mehreren Musikgruppen, darunter seit frühester Jugend in der „Hausmusik Fink“, gemeinsam mit Schwester und Mutter. Energie schöpft sie aus der Stille und ihren Workshops an Schulen.

Aus der Bizauer Kirche erschallt ein Chorgesang, der Gänsehaut verursacht. Ein experimentelles Konzert hätte es werden sollen, eine Lautmalerei, die Evelyn Fink-Mennel so liebt, mit Klängen aus einer Käseharfe und einer Maultrommel. Bei allem, was die Musikerin anstimmt, singen die Menschen mit. Wohl nicht nur deshalb, weil man im Bregenzerwald sagt: Wer singt, betet doppelt.

Autorin: Irmgard Kramer
Ausgabe: Reisemagazin Winter 2011-12

Gäste-Card Bregenzerwald & Großes Walsertal

Die „Eintrittskarte“ zu bewegten und genussvollen Erlebnissen ist die Gäste-Card Bregenzerwald & Großes Walsertal. Sie gilt für Bergbahnfahrten in aussichtsreiche Höhen, umweltfreundliche Fahrten mit öffentlichen Bussen und erfrischend-entspannende Freibad-Besuche.

Die Gäste-Card erhalten alle kostenfrei, die zwischen 1. Mai und 31. Oktober 2024 drei oder mehr Nächte in einer der 28 Partnergemeinden verbringen. Sie gilt vom Anreise- bis zum Abreisetag und wird von den Gastgeber*innen ausgestellt.

Mehr erfahren