Ein Bregenzerwälder, ein Schweizer, ein Italiener; hunderte Kilometer trennen ihre Heimatorte – und doch: Sie alle sprechen von „ünsch“ oder „önsch“ statt von „uns“, sie sagen „deicha“, wenn von „denken“ die Rede ist. Denn sie sind Walser.
Ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert verließen Bewohner des oberen Wallis in der Schweiz aus unbekannten Gründen ihre Heimat. Sie zogen in andere Alpengebiete in Mitteleuropa und wurden von Wallisern zu Walsern. Heute gibt es noch rund 150 Walsergemeinden in der Schweiz, in Liechtenstein, Italien, Tirol und Vorarlberg. Hier sind das Kleine und Große Walsertal nach ihnen benannt. Auch Damüls, Schröcken und Warth, die zum Bregenzerwald gehören, gelten mit ihren knapp 700 Bewohnern als Walsergemeinden. Vor 700 Jahren wurde Damüls von den Walsern besiedelt, anlässlich des Jubiläums „700 Jahre Walser in Vorarlberg“ fand in dem Bregenzerwälder Bergdorf und im Großen Walsertal ein internationales Walsertreffen statt.
Ernst Bischof aus Damüls, die Zeiters aus der Schweiz sowie die Laurents aus Italien – allesamt Bewohner kleiner, abgelegener Bergdörfer – treffen sich dort zum ersten Mal und sitzen gemeinsam an einem Tisch. Der Damülser hält sich ein wenig zurück, die italienischen Walser aus dem Aostatal und die Schweizer aus dem Wallis aber plaudern sogleich ungezwungen miteinander. Sie sind sich nicht ganz fremd, denn: „Wir Walser fühlen uns verbunden, so wie in einer großen Familie“, erklärt der Italiener Pierpaolo Laurent in fließendem Deutsch. Dieses Walser-Gefühl gab es nicht immer, es entwickelte sich erst im 20. Jahrhundert. Einen Beitrag dazu leistete auch die Internationale Vereinigung für Walsertum, die sich seit fünfzig Jahren bemüht, die Eigenheiten der Walsersprache zu erhalten und die Zusammengehörigkeit zu pflegen.