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Der Welt ins Holz geschrieben

Der Welt ins Holz geschrieben

Der Welt ins Holz geschrieben

Am 15. November 2015 wäre der Bregenzerwälder Maler, Zeichner und Holzschneider Leopold Fetz 100 Jahre alt geworden. Die Stadt Bregenz, seine Söhne und Freunde feiern ihn mit einer Ausstellung.

Es gibt ein Foto, das Leopold Fetz mit Schülern des Gymnasiums Mehrerau zeigt. Die Zeichenstunde ist nach draußen verlegt worden, auf den Kiesplatz im Schulhof. Irgendwann in den Siebzigern. Das Licht ist golden, das Foto grobkörnig, die Socken weinrot, die Haare lang. Die Schüler sitzen in einer Art Halbkreis auf ihren Klassenzimmerstühlen, die Zeichenmappen auf den Knien, die Blicke auf die Blätter geheftet. Vorne links in zweiter Reihe der Lehrer, Leopold Fetz, ebenfalls zeichnend. Keiner blickt in die Kamera, keiner in die Ferne, keiner scheint zu sprechen. Wenn, dann leise, langsam. Was diese Aufnahme einer scheinbar alltäglichen Zeichenstunde so besonders macht, ist diese Konzentriertheit, dieses Vertieftsein der Personen in das, was sie tun. Diese Verbundenheit. Verbundenheit ist auch eines jener Worte, die Thomas Moosbrugger als Erstes einfallen, als er über den viel älteren Freund Leopold Fetz zu erzählen beginnt. Er, Moosbrugger, war Lehrer für Philosophie und Deutsch und wohnt mit seiner Familie im Gasthof Taube in Bizau.

Zur Hochzeit sollte Fetz eine Einladung gestalten. Diese erste Begegnung war eine bleibende. „Ich habe so viel Zeit mit ihm verbracht wie nur möglich, er war für mich der Stellvertreter meines ‚Ihne‘, also meines Großvaters, auf Erden. Er war der Welt um ihn herum, den Menschen so innig zugetan. Und er konnte sehen.“

Sehen. Zeichnen. Malen. Holzschneiden. 1930, mit fünfzehn Jahren, begann Leopold Fetz eine Lehre beim Innsbrucker Kirchenmaler Toni Kirchmeyr. Nach einigen Studienmonaten an der Münchner Akademie kam der Krieg, Fetz wurde eingezogen und an die Kanalküste versetzt. 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft in seinen Geburtsort Reuthe zurück, arbeitete in seinem Atelier in Schwarzenberg. Mitte der Fünfzigerjahre zog er nach Bregenz und unterrichtete als Kunsterzieher an verschiedenen Schulen. Wenn er auf Reisen war, hat Fetz unablässig gezeichnet. In seinen Bildern und Grafiken, die zu Hause im Atelier entstanden sind, ist er aber vor allem einem Thema treu geblieben: dem Bregenzerwald. Malerkollege Claus Pack schrieb: „Mit den Jahren 1965/66 setzt jener Abschnitt in der künstlerischen Entwicklung von Leopold Fetz ein, in dem er beginnt, seine Ernte einzubringen, in einer sich noch stetig steigernden Eindringlichkeit. Und es sind, bis auf wenige Ausnahmen, zwei oder drei Themen, um die sein weiteres Werk kreist: Häuser, allein oder umgeben von Vegetation, und Bäume, meist kahl und im Schnee, deren kräftige Rhythmen die Bildflächen durchspannen und organisieren. Oder die Verbindung der beiden Themen: Baumskelette vor niedrig geduckten Häusern.“

Moosbrugger drückt es so aus: „Die deutsche Sprache sieht Heimat, Heim und Geheimnis zusammen. Wirkliche Heimat ist dort, wo das Geheimnis mich umgibt. Ein alter, lebensweiser Bregenzerwälder Bauer bewirtschaftet zusammen mit einem feinsinnigen, lyrischen Künstler die Flächen der Fetz’schen Bilder. In der Bildbetrachtung, wenn dieses Ritual den Ort einer Begegnung auftut, komme ich in Berührung mit meiner Mitte wie mit meinem Umkreis und ich erlebe im Bild, wie und dass so Leben gelingt. Leopold war zum Sehen geboren und eine Schau zu geben bestellt.“ Freiheit trotz Nähe, innere Verbundenheit und die Fähigkeit, sich die Dinge aus der Distanz anzusehen – das ist es wohl, was Leopold Fetz ausmacht, was in seinen Bildern zu spüren ist. Wenn da ein Zaun die Landschaft trennt, Hausdächer im Hintergrund aufragen, Berge abfallen – dann ist das der Bregenzerwald, ohne ein einziger bestimmter, ein ausschließlicher Ort zu sein. Es ist vielleicht so etwas wie das Wesen einer Landschaft mit den Charakteristika dieses Tals – frei, ohne anonym zu sein. Wenn er Tiere malt und zeichnet, dann sind es die Tiere seiner Umgebung und gleichzeitig eben jene des Alpenraums, die schweren Ackergäule, Schafe und Kühe der Bauern.

Die Verbundenheit zu seiner Heimat findet sich auch und vor allem in den Holzschnitten. Der Schweizer Kunstkritiker Albert Graf-Bourquin schreibt: „Leopold Fetz kennt das Holz, den Wald und den Lattenzaun seit frühester Kindheit und so überrascht es denn auch nicht, dass er eines Tages erkannte, dass man sich mit Hilfe dieses Materials, dem in der Natur gewachsenen Holz, mitteilen kann, wenn man es anzusprechen weiß. L.F. schneidet nicht wie es die Vorfahren taten – und wie es viele seiner Kollegen heute noch tun – eine genau vorbereitete Strichzeichnung ins Holz. Für ihn soll die Zeichnung weitgehend und in erster Linie mit und im Holz entstehen. Für L.F. sind Holzschnitte handgeschriebene Mitteilungen oder Briefe.“

Dieses Verbindliche spricht uns an, aus den Bildern heraus, über die Zeit hinweg. Oder wie Claus Pack schrieb: „In den letzten zehn, fünfzehn Jahren scheint im Werk des Leopold Fetz etwas Bedeutendes geschehen zu sein. In seiner mit unbedingter Konsequenz und Ehrlichkeit verfolgten Arbeit ist in seinen Bildern Innen und Außen eins geworden.“

Autorin: Carina Jielg
Ausgabe: Reisemagazin Sommer 2015

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