Ganz unvergleichlich sei der Duft, meint Anne Marie Bär, wenn Täfer und Dielen der Zimmer in ihrem Haus in Au geschrubbt und abgelüftet sind. Man rieche weder die Aschenlauge aus Buche noch den Spritzer Apfelessig im Klarspülwasser – am ehesten erinnere der Duft an jene weiche Reinlichkeit von gelüfteten, gebügelten und neu bezogenen Betten. Eine frische Heimeligkeit – doch, ja, das sei schon ein Duft, ein Geschmack. Ein Geschmack genau am Rande des Schmeckbaren, etwa wie der Filmregisseur Luis Buñuel es von einem Martini dry fordert – „wie der Sonnenstrahl, der durch eine Glasscheibe fällt, ohne sie zu zerbrechen“. So habe übrigens der Theologe Thomas von Aquin die unbefleckte Empfängnis beschrieben. Das mag ein bisschen weit gehen, doch mit Geistigem bekommt zu tun, wer sich mit Anne Marie Bär auf Düfte einlässt. Die sind ihre Leidenschaft – Beruf wäre ganz falsch, obwohl sie oft tagsüber im Kräutergarten Holdamoos die Menschen für die Heilpflanzenwelt begeistert. Dieser über die Grenzen der Bregenzerwaldes hinaus bekannte Kräutergarten mit wilden und kultivierten Kräutern sowie Geheimnis und Kraftplätzen liegt um eine fast 500 Jahre alte Vorsäßhütte mitten in der Viehweide Lebernau über Au.